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Doge und Dogaressa von Venedig. Gewänder. Bucintoro 16. Jh.

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Doge von Venedig und dessen Gemahlin die Dogaressa. Galeasse Bucintoro oder Goldene Barke

Doge von Venedig und dessen Gemahlin die Dogaressa *) nebst dem Dogenschiff (Bugenrauro), nach Miniaturen des Stammbuches von Freiherr Christian von Würzburg. In diesem Stammbuch ist bei diesem Bild keine Jahreszahl angegeben; aber die Jahreszahlen von vorausgehenden und nachfolgenden venezianischen Bildern lassen keinen Zweifel übrig, dass diese Abbildungen im letzten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts entstanden sind.

Wenn sie daher nicht bloß allgemeine Abbildungen der Gewänder der venezianischen Dogen jener Zeit sind, so handelt es sich hier um den 88. Dogen der Republik Venedig Pascale Cicogna (Venedig, 27. Mai 1509 – Venedig, 2. April 1595) mit seiner Gemahlin Laura Morozini, der von 1585 bis 1595 **) regierte und aufgrund seiner aussergewöhnlichen Frömmigkeit im Ruf der Heiligkeit stand. Unter ihm wurde Bianca Capello, Tochter von Bartolomeo Cappello (ein venezianischer Kaufmann) und Pellegrina Morosini von der Republik Venedig adoptiert, bevor sie sich mit dem Großherzog von Toskana, Franz von Medici, verheiratete.

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Der Doge Leonardo Loredan um 1501/02, von Giovanni Bellini.

Diese Dogentracht kann als Muster für das ganze 16. Jahrhundert betrachtet werden. In der frühesten Zeit wölbte sich die Mütze auf allen Seiten gleichmäßig zu, während sie hier nur von hinten bergartig aufsteigt; auch der Mantel war nach antiker Art auf der Schulter durch eine Agraffe zusammen geheftet. Die Dogaressa trägt den Dogenornat; nur die Halskrause, den Schmuck und den sich hörnerartig erhebende Frisur hat sie mit den venezianischen Damen ihrer Zeit gemein.

Unten sieht man das Schiff (Bucintoro oder Goldene Barke), auf dem der Doge, Mitglieder des Klerus und auswärtige Botschafter jährlich zum Himmelfahrtstag der sposalizio del mare – die spirituelle Vermählung Venedigs mit dem Meer – gefeiert wurde. Dieses Fest wurde veranstaltet, um die Oberherrschaft Venedigs über das Adriatische Meer aller Welt zu verkünden. Nach Anhörung der Messe begab sich der Doge in vollstem Ornat, begleitet vom Senat, dem hohen Adel und den ausländischen Gesandten, auf die prächtig geschmückte Galeasse bzw. Galeere, auf der er, geführt vom Admiral der Republik, in das Adriatische Meer hinaus fuhr und bei der Vorbeifahrt am Lido als Zeichen des sposalizio einen goldenen Ring zum Zeichen seiner Vermählung mit den Worten, “Disponsamus te, Mare, in signum veri perpetuique dominii.” („Wir heiraten dich, Meer, zum Zeichen unserer wahren und beständigen Herrschaft.“) in die Fluten der Adria warf.

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Giovanni Antonio Canal (Pseudonym: Canaletto): Rückkehr des Bucintoro zur Mole am Himmelfahrtstag (entstanden zwischen 1727 und 1729).

Die „Hochzeit der Adria“, oder richtiger gesagt „Hochzeit des Meeres“ (auf Italienisch Sposalizio del Mare), war eine Zeremonie, die die Seeherrschaft von Venedig symbolisierte. Die Zeremonie, die um das Jahr 1000 zum Gedenken an die Eroberung Dalmatiens durch den Dogen Pietro II. Orseolo ins Leben gerufen wurde, war ursprünglich ein Bittgebet und eine Beschwichtigungszeremonie, wobei Christi Himmelfahrt als der Tag gewählt wurde, an dem der Doge zu seiner Expedition aufbrach. Die Form, die er annahm, war eine feierliche Prozession von Booten, angeführt vom Schiff des Dogen, ab 1311 der Bucentaur, hinaus aufs Meer beim Hafen des Lido.

Nach Ansicht von Fachleuten gab es vier große Staatsschiffe, wobei der erste bedeutende Bucentaur 1311 erbaut wurde. Der letzte und prächtigste der historischen Bucentauren unternahm seine Jungfernfahrt 1729 unter der Herrschaft des Dogen Alvise III Sebastiano Mocenigo. Das auf Gemälden von Canaletto und Francesco Guardi dargestellte Schiff war 35 m (115 ft) lang und mehr als 8 m (26 ft) hoch.

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Francesco Guardi (1712–1793): Abfahrt des Bucentaur zum Lido am Tag von Christi Himmelfahrt. Alternativer Titel: Der Doge Alvise IV. Mocenigo auf dem Bucintoro am Riva di Sant’Elena. Entstanden etwa 1775 bis 1780

Es handelte sich um einen schwimmenden Palast mit zwei Decks und einem Hauptsalon mit einer Kapazität von 90 Sitzplätzen. Der Thron des Dogen befand sich im Heck, und der Bug trug eine Galionsfigur, die die Gerechtigkeit mit Schwert und Waage darstellte. Das Staatsschiff wurde von 168 Ruderern angetrieben, und weitere 40 Matrosen waren erforderlich, um ihn zu bemannen. Das Schiff wurde 1798 auf Napoleons Befehl hin zerstört, um seinen Sieg bei der Eroberung Venedigs zu symbolisieren. Im Februar 2008 kündigte die Fondazione Bucintoro ein 20-Millionen-Euro-Projekt zum Wiederaufbau der 1729er Bucentaur an. Die Arbeiten begannen am 15. März 2008 in der Arsenale-Werft und im Marinedock.

*) Dogaressa war der offizielle Titel der Ehefrau des Dogen von Venedig.

**) Als sehr religiöser Mann war er immer sehr mit der Kirche Santa Maria Assunta verbunden, die damals von den Kreuzrittern geweiht war; heute ist sie den Jesuiten unterstellt. Er unterstützte den Anspruch Heinrichs von Navarra auf den französischen Thron und überzeugte Papst Sixtus V., Heinrich im Austausch für seine Bekehrung zum Katholizismus zu unterstützen. Er brach mit der Tradition, indem er während seines Krönungszuges Silbermünzen statt Golddukaten an die Menge verstreute. Diese Münzen waren von da an als cicognini bekannt.

Einer seiner größten Erfolge war wohl der Umbau der Rialtobrücke von Holz zu Stein, eines der wichtigsten Wahrzeichen Venedigs und der einzigen Brücke über den Canal Grande de Venedig, von 1588 bis 1591. Obwohl große Namen wie Michelangelo Entwürfe eingereicht hatten, wählte Pasquale den bescheideneren Architekten Antonio da Ponte und seinen Neffen Antonio Contin für den Entwurf und den Wiederaufbau der Rialto-Brücke. Nachdem Pasquale Cicogna 1595 an einem Fieber gestorben war, wurde ihm auf der Brücke ein Denkmal errichtet.

Quelle: Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften von frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts, nach gleichzeitigen Originalen von Dr. J. H. von Hefner-Alteneck. Verlag von Heinrich Keller. Frankfurt a. M. 1879-1889.

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