Friedrich Heinrich von Oranien, Statthalter der Niederlande 1625 – 1647.
Geb. 29. Januar 1584, gest. 14. März 1647.
Er war von 1625 bis 1647 der souveräne Prinz von Orange und Stadthalter von Holland, Zeeland, Utrecht, Geldern und Overijssel.
Friedrich Heinrich, Prinz von Oranien, wurde geboren am 29. Januar 1584 in Delft als jüngster Sohn des großen Oraniers Wilhelm I. und dessen Gemahlin Louise de Coligny. Noch in seinem Geburtsjahr verlor er seinen Vater durch den Schuß eines Attentäters und wuchs nun unter den Augen seiner Mutter und seines fast 17 Jahre älteren Bruders Moritz auf, der an die Spitze des Staatsrates getreten war. Der Junge wurde von ihm, einem der besten Generäle seiner Zeit, an den Waffen ausgebildet. Nachdem Moritz damit gedroht hatte, seine unehelichen Kinder zu legitimieren, wenn er nicht heiratete, heiratete Friedrich Heinrich 1625 Amalia von Solms-Braunfels. Sein unehelicher Sohn von Margaretha Catharina Bruyns (1595-1625), Friedrich Nassau de Zuylestein, wurde 1624 vor seiner Hochzeit geboren. Dieser Sohn wurde später für sieben Jahre Gouverneur des jungen William III. von England.
Nach dem Tod seines Bruders Moritz im Jahr 1625, folgte ihm Friedrich Heinrich, ohne legitime Grundlage, ihm in seinen väterlichen Würden und Ständen, aber auch in den Stadthalterämtern der fünf Provinzen Holland, Zeeland, Utrecht, Overijssel und Gelder sowie in den wichtigen Ämtern des Kapitäns und Generaladmirals der Union (Oberbefehlshaber der niederländischen Armee und der niederländischen Marine) als Statthalter der Republik nach.
Die niederländischen Freiheitskriege (Achtzigjähriger Krieg) gaben ihm reichlich Gelegenheit, seinen Mut und seine Tüchtigkeit zu zeigen. Diese erreichten unter seiner trefflichen Leitung den Höhepunkt und Bedeutung, namentlich seitdem es dem umsichtigen Prinzen gelang, die dem jungen Gemeinwesen von den Habsburgern drohenden Gefahren durch Bündnisse mit Dänemark, Schweden und Frankreich abzuwenden.
Einen besonderen Namen erwarb er sich als Feldherr und galt speziell als Meister des Festungskrieges, worauf auch sein Beiname »Städtebezwinger« deutet. So eroberte er 1629 Herzogenbusch nach fünfmonatlicher berühmter Belagerung. Es war die wichtigste spanische Basis und eine gut befestigte Stadt, die von einer erfahrenen spanischen Garnison und von beeindruckenden Wasserschutzmaßnahmen geschützt wurde. Seine Strategie war die erfolgreiche Neutralisierung der drohenden Überschwemmungen im Gebiet um Herzogenbusch und die Eroberung des spanischen Lagerhauses in Wesel. 1632 eroberte er Maastricht und 1637 Breda. Im Innern war seine hauptsächliche Sorge auf die Beilegung der religiösen Zwistigkeiten gerichtet. Unter den niederländischen Protestanten hatten sich nämlich zwei Parteien, die streng calvinistischen und einflußreichen Gemaristen und die freisinnigeren Arminianer oder Remonstranten gebildet. Die letzteren, welche sich heftigen Verfolgungen ausgesetzt sahen, gewannen in dem milden und versöhnlich gesinnten Statthalter einen Beschützer.
Leider war es ihm nicht mehr vergönnt, die Frucht seiner ruhmvollen Feldzüge und seiner klugen auswärtigen Politik, nämlich die allgemeine Anerkennung der Unabhängigkeit der Niederlande, die der Westfälische Frieden brachte, zu erleben. Noch im Jahr 1647, am 14. März, entschlief er, tief betrauert vom ganzen Volk.
Mächtig ragt in der Geschichte der Niederlande die Heldengestalt des dritten Oraniers hervor. An seine Seite drängten sich die aufstrebenden militärischen Talente der damaligen Zeit, um von seiner Feldherrnkunst zu lernen, unter andern auch der junge Prinz Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der nachmalige Große Kurfürst, welcher 1646 sogar in verwandtschaftliche Beziehungen zu dem Hause Oranien durch seine Vermählung mit Luise Henriette von Oranien, einer Tochter des Statthalters trat.
Die „Periode von Friedrich Heinrich“, wie sie normalerweise von niederländischen Schriftstellern entworfen wird, gilt im Allgemeinen als das goldene Zeitalter der Republik. Es war geprägt von großen militärischen und maritimen Triumphen, von der weltweiten maritimen und kommerziellen Expansion und von einem außerordentlichen Aufschwung im Bereich der Kunst und Literatur.
Stich von P. Pontius nach dem Gemälde von A. van Dyck.
Quelle: Das Zeitalter des Dreissigjährigen Krieges (1600-1670). Allgemeines historisches Portraitwerk. München 1895. Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vormals Friedrich Bruckmann. Nach den besten gleichzeitigen Originalen nach Auswahl von Dr. Woldemar von Seidlitz mit biografischen Daten von Dr. H. Tillmann und Dr. H. A. Lier.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!