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Hans Muelich. Bildnisminiaturen. Orlando di Lasso u. a.

Im sechzehnten Jahrhundert besaß München einen Miniaturisten, der seinesgleichen in ganz Deutschland nicht hatte. Wir meinen: Hans Müelich.

Hans Müelich war ein Buchminiator, der den Übergang findet von der Körper,- zur Seelenmalerei. Die illustrierende Ausschmückung der Motetten des Cyprian de Rore und der Psalmen des Orlando di Lasso und die in dem Werk niedergelegten Porträts des Herzogs, der Herzogin, des Komponisten und des Malers bilden die künstlerische Vereinigung dieser doppelten Begabung. Müelichs Porträtdarstellungen zählen zu den glänzendsten Leistungen der deutschen Bildniskunst. Diese Bildnisse verlören wahrlich nicht an Wert, wenn sie, losgelöst von dem dekorativen Beiwerk, nur als einzelne Porträtdarstellungen bestünden.

Hans Muelich, Orlando di Lasso, Miniatur, Gemälde, Maler, Barock,
No. 1. Hans Muelich, Bildnis des Münchner Hofkapellmeisters und Tonsetzers Orlando di Lasso. No. 2. Hans Muelich, Selbstbildnis.

No. 1. Hans Muelich, Bildnis des Münchner Hofkapellmeisters und Tonsetzers Orlando di Lasso. (1565–1570). No. 2. Hans Muelich, Selbstbildnis.

Hans Muelich, Mathias Frieshammers, Samuel Quickelbergs, Miniatur, Maler, Porträt, Barock,
No. 3. Hans Muelich. Bildnis Samuel Quickelbergs. No. 4 Hans Muelich. Bildnis Mathias Frieshammers (1565–1570).

No. 3. Hans Muelich. Bildnis Samuel Quickelbergs. No. 4 Hans Muelich. Bildnis Mathias Frieshammers. (1565–1570).

Samuel Quiccheberg war ein aus Antwerpen stammender Arzt und Bibliothekar des 16. Jahrhunderts, der sich in Deutschland am Hof von Albrecht V. von Bayern niederließ. Er ist bekannt für die Einführung der Museologie.
Matthias Frieshammer, von Hainhofer Freschaimer genannt, war Hofkanzleischreiber unter Herzog Albrecht V. aber auch als Schreiber am Bußpsalmenwerk beteiligt.

Orlando di Lasso, Komponist, Porträt,
Orlando di Lasso (1535-1594), Sammlung des Civico Museo Bibliografia Musicale, Bologna. Um 1593.

Orlando di Lasso (verschiedene andere Namen; geboren vermutlich um 1532 – 14. Juni 1594) war ein Komponist der Spätrenaissance. Als Hauptvertreter des reifen polyphonen Stils der flämisch-französischen Schule gehört Lassus zusammen mit Giovanni Pierluigi da Palestrina und Tomás Luis de Victoria zu den führenden Komponisten der Spätrenaissance. Seine Musik ist äußerst produktiv und variiert in Stil und Gattungen beträchtlich, was ihm in ganz Europa eine beispiellose Popularität bescherte.

Hans Muelich: Bildnis des Münchener Hofkapellmeisters und Tonsetzers Orlando di Lasso. Geboren 1532, Mons; – 14. Juni 1594, München. Brustbild ohne Hände, nach rechts. Blondes Haar, kurz geschnittener, blonder Bart, graue Augen. Weiße Halskrause, schwarzes Gewand. Dunkler Hintergrund. Pergament, oval 8.5: 10.5 cm. Im Halbkreis oberhalb des Kopfes die Aufschrift: ORLANDUS DE LASSO. (Cim. 51. Bd. I. S. 222). Eigentum der Kgl. Hof- und Staatsbibliothek, München.

Erst im sechzehnten Jahrhundert lernen wir in dem Münchener Maler Hans Müelich einen deutschen Meister kennen, der in der dekorativen Miniaturmalerei Hervorragendes leistet, der aber gleichzeitig auch in der Porträtkunst Bedeutendes schafft.

Hans Müelich (Mülich, Mielich) wurde 1516 in München geboren. Er starb am 10. März 1573. Müelich, wahrscheinlich ein Schüler Albrecht Altdorfers in Regensburg, war einer der besten Maler seiner Zeit. 1546, Albrecht V. war damals noch Prinz, erhielt Müelich den Auftrag, den fürstlichen Schatz an Schmucksachen auf Pergamentblätter in Miniatur abzubilden. Die besten Blätter dieser Sammlung befanden sich nach den Mitteilungen Max Zimmermanns seit 1844 im Besitze des Direktors Hefner-Alteneck. Sie sind jetzt Eigentum des Bayerischen National-Museums.

Müelichs miniaturistische Hauptwerke, in denen er sich uns auch als großer Porträtminiaturist zeigt, sind seine Illustrationen zu den Motetten des Cyprian de Rore und zu den Psalmen des Orlando di Lasso. Müelich, der die miniaturistische Ausschmückung der Motetten 1557 begann, vollendete den ersten Band bereits im Dezember 1559. Die bemerkenswertesten Miniaturen befinden sich auf den Seiten 3, 4, 303 und 304.

Auf Seite 3 finden wir das Brustbild des Herzogs in einem ovalen Felde von 20 cm Höhe und 16 cm Breite. Auf Seite 4 das Brustbild der Herzogin als Gegenstück in den gleichen Dimensionen. Auf Seite 303 finden wir in der Mitte eine Tafel mit einer Inschrift, die sich auf den Komponisten und den Maler bezieht. Darüber die bildliche Darstellung der Anekdote von dem Schuster, der ein Kunsturteil abgeben will. (Ne sutor ultra crepidam.)

Darunter befindet sich das Selbstporträt Müelichs in ovalem Rahmen. In Dreiviertelwendung nach rechts mit kurz geschorenem Haar, Schnurrbart und gestutztem Vollbart, den Beschauer anblickend (13.5:10.5cm). Seite 304 zeigt uns Müelichs bestes Miniaturporträt. Es stellt laut Inschrift den Cyprianus de Rore musicus dar. Der charaktervolle, geradeaus blickende Kopf mit dem spärlichen Schnurr- und Vollbart ist wundervoll modelliert. Die großen blauen Augen schauen lebendig aus dem Bild heraus.

1560 malte Müelich wieder Gebetbücher für die Herzogin. Sie gingen verloren. Ihre einstige Existenz wird durch eine Rechnung des Hofzahlamts beglaubigt, die besagt: „Hannsen Muelich Maller bezallt umb Arbait so er in sechs klainen geschriebenen Meiner g. Fürstin und Frauen Petpuchlin verferttigt 35 Fl.“

Um 1562 dürfte der Künstler bereits an den Illustrationen zu dem Psalmenwerk des Orlando di Lasso gearbeitet haben. Den ersten Band vollendete er 1565. Bereits 1564 wird eine Abschlagszahlung auf das Werk verrechnet: „Aus Sonndern fürstlichem Bevelch Ist Hannsen Mielich Maler auf Arbait und Zumachung aines gesanng Puechs vermüg seiner ybergebnen be- khanntnus In Zehen malen bezahlt worden 1000 Fl.“ Und 1565 heißt es: „Mielich Malers gesellen Drinckgelt od. vererung 12 Fl.“

Die besten Miniaturen des Werkes befinden sich auf den Seiten 2 und 222. Auf Seite 2 steht Albrecht als Ritter vom Goldenen Vlies in einem ovalen Feld (23.5:15 cm). Seite 222 bringt ein Vollbild mit einer großen Inschrifttafel über Orlando di Lasso und Hans Müelich. Zu beiden Seiten in kleinen ovalen Feldern (10.5:8.5 cm) befinden sich die Brustbilder der beiden.

Links Orlando di Lasso, rechts Müelich mit kurz geschorenem spärlichen Haar und großem grauen Vollbart. Am zweiten Bande der Psalmen arbeitete Müelich fünf Jahre. Er dürfte ihn um 1570 vollendet haben. Die vorzüglichsten Miniaturen findet man auf den Seiten: 3, 4, 188 und 189. Auf Seite 3 stellt Müelich den Herzog auf dem Thron mit dem männlichen Hofstaat dar. Auf Seite 4 finden wir die Herzogin auf dem Thron mit dem weiblichen Hofstaat. Seite 187 zeigt uns das herzogliche Orchesterpersonal im Georgssaal. Seite 188 bringt ein Bildnis des Orlando di Lasso (26:16 cm), stehend in ganzer Figur, nach rechts gewendet, in viereckigem Feld.

Auf Seite 189 finden wir schließlich wieder ein Selbstbildnis Müelichs mit der Inschrift: „Effigies Joannis Mielichs Pictoris Monacensis Aetatis suae anno LV 1570“ (7.5:5.5 cm). Das Bayerische National-Museum besitzt ein Miniatur-Selbstporträt des Künstlers, das ihn im siebenundzwanzigsten Lebensjahre darstellt. Aus dem kleinen Bildchen, das auch koloristisch reizvoll ausgestattet ist, sprechen Künstlerstolz und Selbstbewusstsein. Wir reproduzieren vier Miniaturporträts des Meisters. Aus den Bußpsalmen ein Selbstporträt und das Porträt Orlando di Lassos. Aus dem Erläuterungswerk zu den Bußpsalmen das Porträt des Samuel Quickelberg, des Verfassers, und das Porträt des Matthias Frieshamer, Schreiber des Werkes.

Quelle: Die Bildnis-Miniatur in Deutschland von 1550 bis 1850 von Ernst Lemberger. München: F. Bruckmann, 1909.

Illustration, Ornament
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