Schwert- und Lanzenkämpfer. Bürgerliche und Militärische Trachten.
EUROPA. MITTELALTER. BÜRGERLICHE UND MILITÄRISCHE TRACHTEN.
Die Kämpfergruppe Nr. 1 und die Figuren 2, 3, 4, 5 sind nach Aquarellen wiedergegeben, welche A. Dauvergne nach Wandgemälden im Schloss von Saint Floret in der Auvergne aufgenommen hat, die aus dem Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts stammen. Die Aquarelle gehören dem franz. Unterrichtsministerium.
Die Nummern 6, 7, 8, 9 sind einem italienischen Manuskript der Nationalbibliothek in Paris „Der Roman vom heiligen Graal“ (Ms. 6964) entlehnt.
Die beiden Figuren 6 und 7 sind charakteristische Beispiele für die Tracht in der Mitte des 14. Jahrhunderts, die sogenannte „enge Tracht“, die, von Frankreich kommend, sich über Italien und Deutschland verbreitete und während des ganzen Jahrhunderts die herrschende blieb.
Die Sitte, sich den Bart abzuscheren, trat zu Ende des 12. Jahrhunderts auf, während die Mode der Schnabelschuhe schon am Ende des 11. Jahrhunderts auftauchte, um sich, mit einer kurzen Unterbrechung, hartnäckig bis zum Ende des 15. Jahrhunderts zu erhalten, nachdem sie bis zur grössten Extravaganz ausgeartet war.
Das knapp anliegende Wams des Herrn mit „hängendem Gürtel“ ist mit roten Herzen bestickt, die im Zeitalter der höfischen Galanterie natürlich eine symbolische Bedeutung hatten. Da die Szene unserer Miniatur im Hause vor sich geht, hat der Herr die hölzernen Sandalen abgelegt, die unter den Strumpfhosen auf der Strasse getragen wurden. Wie die Form der Schnabelschuhe oder -strümpfe selbst bei der Rüstung festgehalten wurde, zeigt der Ritter Nr. 8, der die damals nur noch bei Turnieren gebräuchliche Form des Topfhelms mit roter Helmdecke und einem Fisch als Helmzier trägt.
Der untere Saum der Helmdecke ist gezaddelt. Die Figur Nr. 3 mit dem ausgezackten Kragen kann man bereits als einen Vorläufer der sog. Zaddeltracht ansehen, die freilich erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts ihre systematische Ausbildung fand. Die oben zugespitzten Helme der Schwert- und Lanzenkämpfer Nr. 1, 4, 5 und des Ritters Nr. 2 sind bereits mit vollständigem Gesichtsschutz versehen.
Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Albert Charles Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.
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