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Vorhang in Netzstickerei. Filet-guipure. Deutschland 16. Jh.

Netzstickerei, Filet brodé, Darned netting,
Filet brodé Allemagne, fin du 16e siècle. Netzstickerei Deutschland, Ende 16. Jahrhundert. Darned netting Germany, late 16th century.

Netzstickerei. Deutschland, Ende des 16. Jahrhunderts.

Tafel 1.

Vorhang.

Die Netzstickerei, auch Filet-guipure, Guipure de Cluny, Guipure Richelieu genannt, besteht in der Kunst, Ornamente der verschiedensten Art auf genetzten Grund zu übertragen und mittels unterschiedlichster Sticharten die Zeichnungen zur Geltung zu bringen.

Der rechteckige Vorhang ist aus feinem weißen Leinenfaden geknotet, wobei Sorge getragen ist, den wohlproportionierten, ringsum laufenden Randstreifen gegen das Mittelfeld durch eine – wie ein Hohlsaum wirkende – weitmaschige Reihe deutlich abzusetzen. Das Muster ist in den vertikal genommenen Netzgrund dicht eingestopft und an einzelnen Stellen des Randes, die eine besondere Betonung verlangen, eingeflochten. – Eine laufende, eckig gebrochene Ranke mit Palmettenblüten umzieht den Rand. Im Mittelfeld Tiere und dazwischen Blumen- und Fruchtzweige. Löwe, Bock und Einhorn wiederholen sich in leicht veränderter Anordnung in drei Hauptreihen, unter und über ihnen springen Hunde, Hirsche und Hasen.

Wir sind hier in der selten glücklichen Lage, die Quelle des Hauptmusters nachweisen und die ausgeführte Arbeit mit ihrer verhältnismäßig frühen Vorlage vergleichen zu können. Sie findet sich in dem bei Jobin in Straßburg 1579 in erster Auflage erschienenen „New künstlichs Modelbuch“, und es ist lehrreich zu sehen, mit welch künstlerischer Freiheit und welch technischem Geschick das Muster verarbeitet und dem besonderen Zweck dienstbar gemacht worden ist.

Höhe: 167 cm. Breite: ca. 102 cm.
Städtisches Kunstgewerbemuseum, Leipzig.

Filet brodé Allemagne, fin du 16e siècle. Netzstickerei. Deutschland. Ende 16. Jahrhundert. Darned netting Germany, late 16th century.

Quelle: Alte Spitzen. Aus Anlass der Spitzenausstellung im Leipziger Kunstgewerbemuseum 1911. Herausgegeben von Marie Schuette. Leipzig 1912 Verlag von Klinkhardt & Biermann.

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