Persische Tänzerinnen, Musiker und deren Instrumente. Iran 18. Jh.
PERSIEN. TÄNZERINNEN UND MUSIKER
5, 6, 7, 9, 8,
1, 2, 4, 3,
Die Namen Tänzerin und Kurtisane sind in Persien fast gleichbedeutend und dienen dazu, die eine wie die andere ohne Unterschied zu bezeichnen. Nur die Frauen tanzen; niemals sieht man einen Perser oder einen Türken diese Kunst üben. Die professionellen Tänzerinnen gehören den niedrigen Volksklassen an. Man ruft sie zu Hochzeiten und allen grösseren Feierlichkeiten. Vor kurzer Zeit figurierten sie auch beim Empfang der Gesandten.
Die Tanzmelodie wird, wie bei allen asiatischen Völkerschaften, gesungen, aber nicht von der Tänzerin selbst, sondern von einer anderen Frau oder von einem Knaben. Der Rhythmus dieses Gesanges ist selten lebhaft; der Tanz besteht aus Körperstellungen, aus leidenschaftlichen Bewegungen und aus einem Mienenspiel, welches von einer schmachtenden Melodie begleitet wird. Diese Tänze bilden oft eine zusammenhängende Handlung, eine Art Pantomime. Der Stoff zu derselben ist einem der persischen Dichter entnommen, so dass also der Tanz gewissermassen zu einer dramatischen Aufführung wird. Der Bienentanz ist eine solcher mimischen Darstellungen, die nach einem stossweise gegliederten Rhythmus vor sich geht: die Tänzerin tut, als ob sie von einer Biene gestochen sei, und gibt sich den Anschein, sie zu verfolgen, indem sie sich nach und nach aller ihrer Kleidungsstücke entledigt. Der Körper, welchen sie dabei zur Schau stellt, ist oft mit Tätowierungen bedeckt, welche Blumen, Palmen, Tiere und selbst grosse Schlangen darstellen, die sich um die Beine ringeln.
Die Figur Nr. 1 stellt eine in den Hyader gehüllte Perserin dar, die den grossen Mantel aus Baumwollstoff an zwei Bändern nach der Brust emporgezogen hat.
Die Nr. 2, 3 und 4 führen einige, auf einander folgende Momente des Bienentanzes vor. Die Nr. 5, 6 und 7 stellen Musiker dar, die mit ihren Instrumenten den Tanz begleiten.
Nr. 5 bearbeitet die grosse Handtrommel, den Bandyn. Nr. 6 hat eine Pauke, die ebenfalls mit den Fingern bearbeitet wird, Dohl genannt, und Nr. 7 spielt auf dem Tar, einer leichten Gitarre.
Nr. 8 ist das Instrument, das die persischen Sänger zur Begleitung ihres Gesanges bevorzugen, Kemangeh genannt. Der Bogen ist eine einfache Haselstrauchgerte. Der Körper wird aus dem Holze des Vogelkirschbaums oder aus einer einfachen Kürbisschale gefertigt und ein Pergament oder ein Tierfell über die Öffnung gespannt. Die Saiten sind aus Därmen, Pferdehaaren oder Seide. Die besten dieser Instrumente werden in Schiras angefertigt und sind mit Elfenbein oder Perlmutter ausgelegt. Der Musiker Nr. 9 bläst die Zurna, eine hölzerne Klarinette.
(Nach Mitteilungen des Obersten Duhousset. Vgl. Ferrario, Le Costume ancien et moderne. Fétis, La Musique chez les peuples d’origine sémitique.)
Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.
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