Theaterszene auf einem Wandgemälde in Pompeji.
Theaterszene der Antike
Yon alten Denkmälern, die uns Theaterszenen vor Augen führen, sind aus der Tragödie nur wenige auf uns gekommen, desto mehr aber solche mit Darstellungen aus dem Satyrspiel und der älteren Komödie.
Eine solche Komödien-Szene stellt uns die nach einem Wandgemälde in Pompeji gezeichnete Abbildung unserer Tafel dar. Der links stehende riesige Schauspieler stützt sich auf eine Lanze, trägt eine (weisse) tief und trotzig in die Stirn hineingedrückte Mütze, eine hoch gegürtete (weisse) Tunika und (weisse) anliegende, bis auf die Sohle herabhängende Beinkleider. Um seine linke Schulter ist ein (violetter) Mantel geworfen. Ohne Zweifel ist es der militärische Prahlhans der alten Komödie.
Der kleine (weissangezogene) Schauspieler ihm gegenüber in kurzer Tunika und kleinem Mantel scheint nach seiner gebückten Haltung und dem spöttisch-schlauen Ausdruck seiner Maske ein Parasit zu sein, welcher in tiefer Devotion etwas erzählt, dem der andere in vornehmer Herablassung zuhört.
Die beiden hinter ihnen stehenden Personen sind vermutlich blosse Statisten.
Ob der Maler eine Szene aus dem Miles gloriosus des Plautus *), oder aus dem Eunuchen des Terenz **) den Kriegsmann Thraso mit dem Schmarotzer Gnatho darstellen wollte, möchte schwer zu entscheiden sein. Auf beiden Seiten der Bühne sitzen die an ihren Stäben leicht zu erkennenden Rhabdophoren, die Theaterpolizei der Alten.
*) Miles Gloriosus ist ein komödiantisches Stück, das von Titus Maccius Plautus (ca. 254-184 v. Chr.) geschrieben wurde. Der Titel kann mit „Der prahlerische Soldat“ oder „Der verehrungswürdige Soldat“ übersetzt werden. Seine Quelle für Miles Gloriosus war ein griechisches Stück, das heute verloren ist und Alazon oder Der Angeber heißt. Obwohl die Figuren in Miles Gloriosus Latein sprechen, sind sie Griechen und haben größtenteils griechische Namen, Kleidung und Bräuche. Die Handlung spielt in Ephesus, einer griechischen Stadt an der Küste Kleinasiens, die für ihren Artemis-Tempel, eines der sieben Weltwunder der Antike, berühmt ist.
**) Eunuchus (Der Eunuch) ist eine Komödie des römischen Dramatikers Terenz aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., die eine komplexe Handlung um Vergewaltigung und Versöhnung enthält. Es war das erfolgreichste Stück von Terenz zu seinen Lebzeiten. Sueton berichtet, dass das Stück zweimal an einem einzigen Tag aufgeführt wurde und Terenz 8.000 Sesterzen einbrachte. Das Stück ist eine lose Übersetzung eines von Menander auf Griechisch verfassten Stücks.
Quelle: Album des klassischen Altertums: zur Anschauung für Jung und Alt besonders zum Gebrauch in Gelehrtenschulen von Hermann Rheinhard, Professor am K. Realgymnasium in Stuttgart. Verlegt von C.B. Griesbach Verlag, Gera 1891.
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