Trachten aus Evolena im Val d’Hérens. Kanton Wallis, Schweiz.
Trachten aus Evolena im Val d’Hérens. Kanton Wallis, Schweiz.
Kt. Wallis (Evolenerinnen).
Unser Bild zeigt uns Evolenerinnen im Sonntagsanzug. Leider trifft der heutige Wanderer fast nichts mehr von dieser Tracht. Sie ist bis auf Häubchen und Hut verschwunden. Schade um diese hübsche und doch praktische Kleidung.
Guten Geschmack kann man den Frauen im Val d’Hérens nicht absprechen. Wie hübsch nimmt sich das himmelblaue Band von dieser auf dem braunen Grund aus und wie originell ist dasselbe angebracht. Jacke und Taille sind genau gleich verziert. Der Stoff ist so schwer und dick, daß es schon einen stundenlangen Regen braucht, um die Feuchtigkeit durchzulassen. Die Taille ist sehr kurz geschnitten, vorn über einem dreieckigen Schild genestelt. Sie selbst hat keine Ärmel. Um so auffallender sind die weiten Ärmel der Jacke, vorn mit breiten roten Umschlägen, aus denen die Hemdsärmel gar hübsch hervorschauen. Auch hier entfaltet sich der gute Geschmack; die Brisli sind fein und zierlich mit kunstvollen Stichen und geklöppelten Spitzen geziert.
Den Hals deckt ein ebenso schön genähtes weißes Göller, über welchem ein zweites farbiges liegt. Dieses wiederum ist teilweise mit einem kleinen seidenen Halstüchli verdeckt. Die Haare werden unter eine Haube gesteckt, deren Form auf längst vergangene Moden zurückweist. Auf die Haube kommt ein kleiner flacher Filzhut zu liegen, dessen Kopf umwunden ist mit einem roten, einem goldenen und einem silbernen Bändchen, und gerne steckt die Evolenerin einen Büschel des in der Schweiz nur in der Rhoneebene wachsenden Grases „Stipa“ darauf.
Einer uns eigentümlich anmutenden Frauentracht aus dem Kt. Wallis dürfen wir nicht vergessen und geben nebenstehendes Bildchen derselben. Von Monthey zieht sich das fünf Stunden lange, romantische Val d’Illiez hinauf gegen die Dents du Midi. In diesem Tal sehen wir die Frauen und Mädchen die Alpwirtschaft teilweise in Männerkleidung besorgen. Ganz vereinzelt steht diese Frauentracht nicht da; wir erwähnen nur, daß auch die Wildheuerinnen im Kt. Schwyz zu ihrer gefahrvollen Arbeit Männerhosen anziehen.
Die kräftigen, heiteren Frauen von Champéry, des obersten Dorfes im Val d’Illiez, haben gewiß das Praktische herausgefunden, als sie ihre Röcke gegen Hosen aus starkem Tuch vertauschten. Die steilen Abhänge zu mähen, dem Vieh nachzusteigen, in Stall und Sennhütte zu hantieren, das sind Arbeiten, zu deren Besorgung sich kein bequemeres Kleidungsstück fände.
Den Oberkörper deckt eine sehr einfache, ganz geschlossene Taille mit langen Ärmeln. Die Haare sind glatt gescheitelt und unter einem feuerroten Baumwolltuch versteckt. Aber ganz malerisch und graziös wird dieses Tuch befestigt. Mit einer einzigen Nadel kann es so gesteckt werden, daß der eine Zipfel über den Rücken, der andere auf die rechte Schulter fallen muß.
Quelle:
- Die Schweizer Trachten vom XVII – XIX Jahrhundert nach Originalen. Dargestellt unter der Leistung von Frau Jul. Heierli und auf Fotomechanischem Wege in Farben ausgeführt. Originalaufnahmen vom Schweizer Trachtenfest. Verlag: Zürich, Brunner & Hauser, (1897-98).
- Volkskundliche Untersuchungen von einem internationalen Kreise befreundeter Forscher. Eduard Hoffmann-Krayer dargebracht zur Feier des Zwanzigjährigen Bestehens des Schweizerischen Archivs für Volkskunde. Im Auftrage der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde; Hanns Bächtold-Stäubli. Basel: Schweiz 1916.
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