Festtagstracht aus Innerrhoden. Kanton Appenzell, Schweiz.
Festtagstracht aus Innerrhoden (Innerrhoderin). Kanton Appenzell.
Anno 1659 verordnete der große Rat des Kantons Appenzell Innerrhoden, dass die Hofart und Pracht der Kleidung „mit allem Ernst“ bestraft werden solle. Dazumal dürfte aber mit der Frauenkleidung bedeutend weniger Luxus getrieben worden sein, als heute. Es ist wahr, dass nirgends in der Schweiz so zäh an der Tracht festgehalten wird, wie am Nordfluss des Säntis. Auch in der armseligsten Hütte Innerrhoden’s wird man als Festtagsstaat der Frauen und Jungfrauen eine reich mit Silberschmuck versehene Tracht finden.
Am Werktag und zu Hause pflegen die Frauen stets die hochrote, seidene Kappe mit gleichen Bändern zu tragen, wie beistehende Figur zeigt; an Festtagen (siehe Bild) aber werden zu der silbernen Halskette, die oft zwölffach gegliedert ist und im Nacken mit einem breiten Schloß endigt, noch eine goldene Kette mit Anhänger getragen, sowie Brosche und Ohrringe.
Vom „Brüchli“ hängen Ketten herab, welche manchmal mit der Gürtelkette verbunden sind. Sie werden vorn durch eine reiche Filigranbrosche festgehalten, hängen noch auf die Schürze herunter und endigen mit einem reichen Geschmeide. Diese Verzierungen heißen „Adler“, weil sie früher die Umrisse eines Doppeladlers aufwiesen. Brüchli und Schürze sind stets von der gleichen Seide, und zeigen eine feine, exakte Arbeit. Besonders der Saum der Schürze ist bemerkenswert.
Das Mieder besteht besteht aus schwarzem Samt, und hat zu beiden Seiten des Brustlatzes silberne Hacken. Auch die Mitte des Rückens ist mir zwei Reihen Rosetten besetzt. Der Brustlatz aus weißem Atlas ist mit Metallstickerei verziert. Über denselben wird mit einer Silberkette genestelt.
Eine sackartige Form erhält zwar die Figur von der Taille an, weil die fein plissierten Röcke unten und oben die gleiche Weite haben und über einen Wulst von Meerrohr, die um die Hüfte gelegt wird, herunter fallen. Die Röcke sind braunrot oder schwarz.
Als Kopfschmuck für Ledige diente eine mehr und mehr verschwindende Flügelhaube (Schlappe). Dieselbe besteht aus zwei großen schwarzen Tüllflügeln, welche an eine löffelförmige Stroharbeit befestigt sind. Verheiatete setzen zwischen die Flügel eine weisse Haube, über weocher ein rotes goldgesticktes Samtkäppchen liegt.
Quelle: Die Schweizer Trachten vom XVII – XIX Jahrhundert nach Originalen. Dargestellt unter der Leitung von Frau Julie Heierli (1859-1938, gründete die Trachtensammlung der Schweiz) und auf Fotomechanischem Wege in Farben ausgeführt. Originalaufnahmen vom Schweizer Trachtenfest. Zürich 14. März 1896. Druck und Verlag: Polygraphisches Institut Zürich.
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