DEUTSCHLAND. VOLKSTRACHTEN IN BAYERN UND SACHSEN-ALTENBURG.
DEUTSCHLAND. VOLKSTRACHTEN IN BAYERN UND SACHSEN-ALTENBURG.
BAYERN.
Mittelfranken. Nr. 1, 5 und 6.
Niederbayern. Nr. 2, 7, 10, 20 und 21.
Niederfranken und Aschaffenburg. Nr. 3, 4, 19 und 25.
Oberfranken. Nr. 8, 9, 22, 23 und 24.
Oberpfalz. Nr. 11, 12 und 13.
Schwaben. Nr. 14, 15, 16 und 17.
SACHSEN-ALTENBURG.
Nr. 18. Verheiratete Frau aus Altenburg.
BAYERN.
Wo die Bevölkerung in Bayern gemischt ist, unterscheiden sich die Katholiken von den Protestanten schon durch die Tracht. Die Ersteren ziehen im Allgemeinen die grellen, die Letzteren die dunklen Farben vor. Der Hut des Katholiken ist mit grünen und gelben, der des Protestanten mit schwarzen Bändern geschmückt; auch die rote Weste wird fast nur noch von den Katholiken getragen.
Die weibliche Kopftracht variert nach den verschiedenen Gegenden. Da ist zunächst die Pelzkappe mit gesticktem Boden (Nr. 7), wie man sie beispielsweise an den Frauen aus dem 17. Jahrhundert bemerkt. Die kleine Mütze mit aufgebogenem Boden und unter dem Kinn geknüpften Bändern (Nr. 1, 17, 25) wird in Nieder- und Mittelfranken getragen; eine Abart derselben erinnert an die phrygische Mütze (Nr. 2, 11 und 16) und kommt in Niederbayern und der Pfalz vor.
Die Frauen in Würzburg und Bamberg tragen ein einfaches, verschiedenartig geknüpftes Kopftuch aus Leinwand (Nr. 4 und 24). In Oberfranken hat eine andere Art Haube vorn eine Tüllgarnierung, die über den Vorderkopf geht (Nr. 9) oder auch in die Stirn hineinreicht (Nr. 22 und 23); in Schwaben besteht diese Haube aus gestickter Seide (Nr. 14). Die Dame aus Schweinfurt (Nr. 19) trägt eine hohe Mütze aus schwarzer Seide mit Spitzengarnierug aus langen über den Rücken fallenden Bandschleifen. In Niederbaiern trägt man auch ein kappenartig arrangiertes Kopftuch (Nr.20). Die jungen Mädchen in der Pfalz legen ein einfaches Band um das geflochtene Haar (Nr. 13).
Über dem Hemd mit bis zum Ellenbogen reichenden Ärmeln tragen die Bayerinnen ein ausgeschnittenes oder bis zum Halse gehendes Mieder; darüber ein Brusttuch aus bedrucktem Kattun, an Festtagen aus feinem spitzenbesetzten Linnen (Nr. 22 und 23). An seine Stelle tritt bisweilen ein fest oder lose geknüpftes oder durch eine Brosche befestigtes Fichu (Nr, 4, 7, 17, 20, 24, 25 und Nr, 11). Jaquetts mit Puffärmeln werden in Franken, Niederbaiern und der Pfalz getragen. Der Rock, eng gefältelt, reicht bis zur Hälfte des Beines und ist gewöhnlich rot, grün oder blau.
Die Schürze, ebenfalls bunt farbig, ist an Festtagen aus Seide, mit Spitzen und Bändern besetzt. Als Schmuck dienen hauptsächlich Halsbänder aus Granaten oder Metallarbeit mit Medaillons (Nr. 22 und 23). Zu den Zwickelstrümpfen werden bisweilen ausgeschnittene Schuhe mit Franzenbesatz über dem Spann angelegt.
Der breit randige Filzhut der Männer wird fast nur noch von älteren Leuten getragen. Die junge Generation gibt dem hohen Hut mit schmalem Rande den Vorzug. Der Bauer trägt alltags eine Jacke ohne Taille und Schösse, Sonntags den langen blauen Tuchrock mit Stehkragen und silbernen Knöpfen. Dazu gehört die rote Weste mit Seidenstickerei und Metallknöpfen. Neben der langen Hose hat sich auch die schwarze Lederhose, unter dem Knie durch einen Riemen befestigt, erhalten.
Nr. 18. SACHSEN-ALTENBURG.
Jungvermählte.
Am Hochzeitstage unterscheidet sich die Braut von ihren Ehrenjungfern nur durch die Brautkrone. Sie besteht aus viereckigen, mit einem Muster in Relief geschmückten Metallplättchen über einem Kartonkegel, der sich nach oben hin verjüngt, Rund herum hängen zwei Reihen vergoldeter Blättchen an fein gearbeiteten Silberknöpfen. Hinten über dem Boden befindet sich ein aufrecht stehender Wulst aus grünem Samt. Die Haare werden durch ein Stirnband aus rotem Samt verdeckt, das im Nacken geknotet ist. Dazu kommt noch eine breite Bandschleife, welche das Stirnband umschlingt und unter dem Kinn einen grossen Knoten bildet. Der Rest der Tracht gleicht der im Text zu Tafel Deutschland-Tirol, beschriebenen.
Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 20 und 21 gehören zu einer Folge kolorierter Stiche, die, in Nürnberg publiziert, die Kostüme der bayrischen Kreise darstellt.
Nr. 18 nach einer Originalzeichnung vom Anfang dieses Jahrhunderts.
Nr. 22 und 23 nach Becker.
Nr, 19, 24 und 25 nach Laute und Gatine, aus dem Recueil de costumes de differente pays, Paris 1827.
Vgl. Albert Kretschmer, Deutsche Volkstrachten, Leipzig 1870.
Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Albert Charles Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.
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