Miederhafte, Agraffe, Haste. Schmuck der Gotik und Renaissance.
Miederhafte, Agraffe, Haste und Ring aus vergoldeten Silber.
Schmuck vom Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts.
A ist eine Agraffe, vormals im Besitz eines Herrn Sonter aus Augsburg. Sie zeigt in Schildform und silbervergoldeter Fassung einen gewölbten und unten gerundeten Bergkristall; unter diesem befindet sich eine Pergamentmalerei, in deren Quadrierung zweimal das Wappen der Fürstabtei Kempten (Benediktinerabtei Kempten, die Büßte einer gekrönten Jungfrau) und zweimal das Wappen (blauer Löwe auf goldenem Feld) erscheint (wohl das Wappen des 1451 gewählten Fürstabt Gerwig von Sulmetingen reg. 1451-1460).
B zeigt diese Agraffe im Profil mit den sichtbaren Henkel, mittels welchem dieselbe an der linken Schulter befestigt wurde. Im Oberteil der Rückseite befinden sich Löcher, in welchen eine lange Sendelbinde angeheftet war, die rückwärts über die Schulter geworfen und auch um den Kopf geschlungen wurde. Wir sehen in ähnlicher Weise das Wappenschild von Baden, bei des knieenden Ritters, Markgraf Wilhelm I. von Baden, gestorben 1473 (Tafel 296).
C ein Kleinod, das in ähnlicher Weise wie das vorher genannte getragen wurde. Es ist aus stark vergoldetem Silber, zeigt in gotisch stilisiertem Laubwerk einen Türkis und eine herabhängende melonenartige Frucht, deren Unterteil mit drei Reihen Perlen besetzt ist.
D eine muschelförmige Agraffe von der Vorder,- und E von der Rückseite im bayerischen Nationalmuseum; sie besteht aus Kupfer und ist auf beiden Seiten in Art der Limogesarbeiten mit Email überzogen. Das Bild auf der Vorderseite zeigt im Oberteil St. Barbara mit dem Turm und den davor knienden Stifter; im Unterteil, welcher unregelmäßig in weißen, blauen und schwarzen Farben, sowie mit Goldornamenten wechselt, befinden sich in weißer Farbe, die Buchstaben N.I. durch eine Schleife verbunden, wohl Bezug habend auf den Besitzer oder die Besitzerin. Derartige Muscheln waren das Abzeichen des h. Jakobus und bildeten auch das Ritterzeichen von St. Jacob de Compostella. Auf der Rückseite E erscheint das vorspringende Oehr zum Befestigen an der Schulter und eine Büchse, in der der Schleier oder die Sendelbinde auslaufend, nach oben genannter Art getragen wurde.
F zwei in einem Grab gefundenen Miederhaften von Silber und vergoldet, im bayerischen Nationalmuseum; sie bestehen aus gotisch stilisierten Blumen mit Laubwerk; die einzelnen Zweige davon laufen gebogen darüber hinweg, um das daran hängenbleiben zu vermeiden.
G der eine Teil einer ähnlichen Haste (ebenfalls im bayerischen Nationalmuseum) aus vergoldetem Silber und gotisch stilisiertem Laubwerk.
H eine sehr kleine Miederhafte, deren einer Teil einen Jäger mit Falken und Hunden, der andere ein Dame zeigt. Später werden wir hinweisen, wie ähnliche Miederhaften ein beliebte Zierde in der Frauentracht dieser Periode bildeten.
I Frauenbüste, in einem Reif mit einem Oehr, um sie mittels eines Bandes um den Hals zu tragen; auch dieser Schmuck befindet sich im bayerischen Nationalmuseum.
K Ring von vorn und L von oben gesehen, besteht aus vergoldeten Silber, und zeigt in der Fassung einen Türkis. Seine Form mit weit vorspringender Steinfassung gibt die Charakteristik einer vorherrschenden Gattung von Silberringen der Gotik wider.
Quelle: Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften von frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts, nach gleichzeitigen Originalen von Dr. J. H. von Hefner-Alteneck. Verlag von Heinrich Keller. Frankfurt a. M. 1879-1889.
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