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Abbildungen des Mobiliars aus dem Grab des Pharao Ramses IV.

Auguste Racinet, Ägypten, Mobiliar, Antike, Ruhebetten, Thronsessel, Stühle,
Ruhebetten, Thronsessel, Stühle.

MOBILIAR: RUHEBETTEN, THRONSESSEL UND STÜHLE.

Originalmöbel aus dem ägyptischen Altertum, wenigstens aus der Frühzeit desselben, sind bei dem vergänglichen Material nicht auf uns gekommen. Indessen geben uns die Wandgemälde hinreichend Informationen, um uns ein Bild des ägyptischen Mobiliars zu machen. Diejenigen Stücke, die auf unserer Tafel wiedergegeben sind, haben wir Wandgemälden aus Theben entnommen, welche das Grab des Pharao Ramses IV. schmücken, eines Königs der XX. Dynastie (1279-1101 v. Chr.).

Die Ägypter hatten Betten zur Nachtruhe und Ruhebetten zum Gebrauch am Tage. Bei den Mahlzeiten lagen sie nicht am Tisch. Diese asiatische Sitte hatten sie nicht angenommen.

Die Nr. 5 und 7, welche mit Kopfkissen versehen sind, scheinen zur Nachtruhe gedient zu haben. Die Betten haben vier Füsse, welche Tierfüssen nachgebildet sind und in Klauen endigen. Um die Besteigung der Betten zu erleichtern, bediente man sich eines Trittes (Nr. 5). Das Gestell war aus Holz oder Metall. Das Bett selbst lag auf einem Netz von elastischen Bändern, die an einem Rahmen befestigt waren, ganz wie es noch heute üblich ist. Ein Bruchstück von einem solchen Gurtnetz befindet sich im Louvre. Auf dieses Netz wurden nicht sehr dicke Matratzen gelegt. Zur Erhöhung des Kopfes dienten bewegliche Stützen, die aber nicht wie unsere Kopfkissen weich, sondern aus hartem‘ Material (Elfenbein, Alabaster, Holz) gefertigt waren.

Thronstühle, Thronstuhl, Ägytpen, Königsstühle,
Ägyptische Königsstühle 3.000 v. Chr.

Die Armen, welche einfach auf einer Matte am Erdboden schliefen, bedienten sich solcher Kopfkissen aus Stein und Ton. Dieselben waren in der Mitte halbmondförmig vertieft, damit die kunstvollen Frisuren, deren Herstellung lange Zeit erforderte, möglichst geschont wurden. Die harten Kopfkissen erklären sich aus dem heissen Klima, bei welchem jede Erhitzung des Kopfes gefährlich ist. Solche harten Pfühle sind noch heute in Nubien, Abessinien, Japan, China und in einigen Gegenden von Amerika und Australien gebräuchlich.

Diese Kopfstützen sieht man bei den Nr. 5 und 7. Nach Herodot zogen sich die Ägypter, um sich gegen die Insekten zu schützen, Moskitonetze Über. Vielleicht dienten die hohen Fusslehnen dazu, um die Netze daran zu befestigen.

Die Ruhebetten Nr. 3 und 4 ahmen ganz die Gestalt von Tieren nach. Das Gerät, welches unter ihnen steht, scheint ein Spiegel zu sein, ein Symbol der Sonnenscheibe, und man glaubt deshalb, dass diese Ruhebetten für den Tagesgebrauch bestimmt waren. Bei einem Volk, welches in so ausgedehntem Maase dem Tierdienst huldigte, war die Wahl von Tieren für die Gestaltung der Betten nicht ohne symbolische Bedeutung. So ist die Kuh mit der gefiederten Sonnenscheibe zwischen den Hörnern das Symbol der Göttin Hathor (Venus).

Thronstühle, Thronstuhl, Ägytpen, Königsstühle,
Ägyptische Königsstühle 3.000 v. Chr.

Die Möbel wurden aus gewöhnlichen oder aus kostbaren Hölzern und aus vergoldetem oder ziseliertem Metall gefertigt. Das ägyptische Kunsthandwerk war schon so weit entwickelt, dass man das Holz mit Elfenbein und Ebenholz inkrustierte. Die Stühle, Armsessel und Tabourets (Schemel oder Hocke) wurden mit reich gestickten oder gefärbten Stoffen von Leinwand, Baumwolle und Seide bekleidet.

Die Thronsessel Nr. 8-11 sind solche, die man gewöhnlich den Göttern gab. Nr. 9 ist ein Faltstuhl. Der Löwe, der Geier, die gefesselten Sklaven sind wieder Symbole, welche auf die Persönlichkeiten Bezug haben, die auf den Sesseln sitzend dargestellt sind.

(Nach Champollion jeune, Monuments de l’Égypte et de la Nubie. Vgl. Champollion aîne, l’Égypte ancienne; Wilkinson, Manners and Customs of the Ancient Egyptians; John Hungerford Pollen, Katalog des Kensington-Museums in London)

Quelle:

  • Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Herausgeber: Firmin-Didot et cie. Paris, 1888.
  • Dekorative Möbel: ein Bilderbuch der schönen Formen aller Zeitalter und aller Epochen … von George Leland Hunter. Grand Rapids, Michigan : Good Furniture Magazine ; Dean-Hicks Co., 1923.

Weiterführend:

https://world4.info/priesterliche/
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