, ,

Antike. Transportmittel der Ägypter.

Ägypten.

Transportmittel. Palankine (Sänfte) und Boote.

Sobald sich ein siegreicher ägyptischer König nach seiner Rückkehr aus dem Krieg seiner Hauptstadt näherte, stieg er von seinem Streitwagen ab und begab sich zu Fuss in den Tempel, um den Göttern Dank zu sagen und ihnen die Gefangenen darzubieten. Der eigentliche Triumphzug fand erst später statt. Dann begab sich der Herrscher, von seinen Würdenträgern geleitet, in feierlichem Zuge aus seinem Palast zum Tempel. Ein Musikcorps eröffnete den Zug; die Verwandten, Freunde, Oberpriester und hohen Staatsbeamten bildeten den ersten Teil des Zuges. Dann kam der älteste Sohn des Königs oder der präsumtive Thronerbe, welcher Weihrauch vor dem Sieger verbraunte. Dieser sass in einem überdachten Palankin, einer tempelartigen Sänfte, welche von zwölf militärischen Anführern getragen wurde, deren Köpfe mit Straussenfedern geschmückt waren. Der Herrscher sass auf einem Thron, welcher mit den Bildern der Gerechtigkeit und Wahrheit versehen war, die ihre Flügel in Form von Armlehnen zu beiden Seiten des Königs ausbreiteten.

Ägypten, Palankine, Sänften, Pharao, Trachten, Antike, Auguste Racinet

Ägypten. Transportmittel Palankine (Sänften) und Boote.

1  2
3  4
5  6

Rechts und links vom Thron standen unten die Bilder einer Sphinx, als des Sinnbildes der mit Kraft verbundenen Weisheit, und eines Löwen, als des Sinnbildes des Mutes. Um die Hitze zu mildern, gingen Bedienstete hinter dem Palankin her, welche Wedel und Fächer schwangen. Kinder aus der Priesterkaste trugen die Szepter, die Köcher, die Waffen und die anderen Abzeichen der königlichen Würde. Soldaten trugen Stufen und Tritte, um das Absteigen vom Wagen zu erleichtern. Eine Abteilung von Soldaten schloss sodann auch den Zug.

Auf unserer Tafel sieht man drei Typen des königlichen Palankins (Nr. 1, 5 und 6). Der eine ist von dem tempelartigen Baldachin überhöht, der andere von dem feststehenden Sonnendach (umbella), der dritte ist nur ein einfaches Brett, auf welchem der Thron steht. Der letztere ist die hieroglyphische Form für Palankine, auf denen Götter, Könige und ihre göttlicher Ehren teilhaftigen Ahnen sitzen. Wenn der Thronende absteigen oder seinen Weg unterbrechen wollte, setzte man ein aus Leisten gezimmertes Gerüst, welches die Diener nachtrugen, unter den Thronsessel Nr. 6.

Die drei hier dargestellten Herrscher tragen einen Helm, Nr. 1 und 6 mit dem Pschent, dem Abzeichen der königlichen Macht. Nr. 1 hält eine Geissel in der Hand, deren Stab oben in eine dem Hirtenstab ähnliche Krümme ausläuft, welche das Symbol der führenden Herrschaft und der Mässigung ist. In der rechten Hand hält er das Henkelkreuz, den Schlüssel des Nils und das Symbol des Lebens. Nr. 5 hat den Hirtenstab (pedum) allein, Nr. 6 einen einfachen Stab (sceptrum). Der thronende Herrscher ist von Gottheiten und symbolischen Tieren umgeben. Die Repräsentantinnen der Gerechtigkeit und Wahrheit umgeben ihn mit schützenden Armen. Der Geier, welcher seine Flügel über ihn ausbreitet, ist das Symbol des göttlichen Schutzes.

Die Person, welche dem Herrscher Nr. 5 vorangeht, trägt eine Räucherpfanne, deren Stil aus einem in einen Sperberkopf auslaufenden Lotosstengel gebildet ist. Zu beiden Seiten des Zuges gehen Schirmträger einher. Um die Hüften der Palankinträger sind runde Schilde gehängt. Bei Nr. 1 trägt der Herrscher sowohl wie die Palankinträger spitz zulaufende Sandalen, die aus Palmenblättern gefertigt wurden.

Der Palankin Nr. 2 hat eine andere, mehr kastenartige Gestalt und ist deshalb besonders zu weiteren Reisen geeignet, da sich der Reisende darin lang ausstrecken konnte und Rücken- und Armlehnen zur Verfügung hatte. Für diese Sänfte reichten vier Träger aus. Der fünfte Begleiter trägt ein Sonnendach, das eventuell Über den Kopf gestellt werden konnte.
Die Nilboote Nr. 4 und 5 sind so konstruiert, dass ihr Tiefgang mit Rücksicht auf Schlamm und Sand ein möglichst geringer ist. Sie werden teils durch Ruder allein, teils durch Ruder und Segel fortbewegt. Nr. 3 hat Frauen zu Passagieren, die aus dem Fenster sehen. Die grosse Raa von Nr. 4 ist noch heute bei den Dahabijen, den modernen Nilbarken, üblich.

Nach Wandgemälden aus Theben und seiner Umgebung: Nr. 1 aus dem Palast Ramses IV. in Medînet Hâbu, Nr. 2 und 3 aus den Gräbern von Beni-Hassan, Nr. 4 aus Biban-el-Moluk, Nr. 5 aus Dschabal as-Silsila, Nr. 6 aus Burnach.

Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Herausgeber: Firmin-Didot et cie. Paris, 1888.

Weiterführend:

https://world4.info/priesterliche/

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar