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Assyrien. Mesopotamien. Trachten, Waffen und Möbel.

Assyrien, Mesopotamien, Antike, Kultur, Gewänder, Kostüme, Kleidung, Bekleidung, Möbel, Militär
ASSYRIEN. TRACHTEN, WAFFEN UND MÖBEL.

ASSYRIEN. TRACHTEN, WAFFEN UND MÖBEL.

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Die archäologischen Ausgrabungen in Griechenland, besonders in Mykene und Spata bei Athen (Griechisch: Σπάτα), sowie auf Zypern haben den Zusammenhang der hellenischen Kultur mit der assyrisch-babylonischen zur Gewissheit gemacht. Von den Ufern des Euphrat und des Tigris scheint sich die asiatische Kultur über die Hebräer, die Phönizier, die die Hauptträger und Pioniere dieser Kultur waren, die Inseln des Mittelmeeres und Kleinasien nach Hellas verbreitet zu haben, wo sie nach Jahrhunderten in jener Form in Erscheinung trat, die wir als klassische Kunst und Kultur bezeichnen.

Auch die Hebräer, die lange als Gefangene unter den Babyloniern lebten, scheinen eine Vermittlerrolle gespielt zu haben. Ihnen selbst war jegliche Kunstausübung fremd. Hiram *) liess sich für seinen Tempel phönizische Bauleute kommen, die auch den figürlichen Schmuck, Löwen, Stiere und Cherubim, übernahmen. Sie lehnten sich natürlich ganz an assyrische Muster an. Die Flügel der Cherubim deuten auf die Flügelgestalten, die man auf den Alabasterreliefs der Königspaläste von Nimrud, Khorsabad (Dur-Sharrukin) und Nineveh, sowie auf den Ruinenhügeln von Kujundschik häufig findet. Diese Monumente werden daher auch für diejenigen Künstler die Hauptquelle sein, welche biblische Gegenstände mit archäologischer Treue in den Kostümen behandeln wollen.

*) Hiram I. (auch Hirom oder Huram genannt, geb. um 999 v. Chr. – 935 v. Chr.) war der phönizische König von Tyrus nach der Hebräischen Bibel.

Nr. 1 ist ein Relieffragment, welches Assur-akh-bal (Assurbanipal, Aššur-bāni-apli), den Sardanapal der Griechen, auf einem Ruhebett liegend, und am Fussende des Bettes seine Gemahlin, auf einem niedrigeren Thron sitzend, darstellt. Der Sitz des Thrones ist ebenso wie die hohe Fussbank mit Matten belegt. Der König ist mit einer Tunica mit kurzen Ärmeln bekleidet. Sein Kopf ist mit einem Stirnband umzogen, das aus einer Lederbinde besteht, auf der goldene Rosetten geheftet sind. Diese Rosetten, von getriebener Arbeit, zeigen ein asternähnliches Ornament. Solche Goldbleche hat Schliemann auch in den Gräbern von Mykene gefunden.

Mit ähnlichen Verzierungen scheint auch die Tunica benäht zu sein. Von der Stirnbinde fallen Bänder auf den Rücken herab. Er trägt Ohrringe und Armbänder. Haupthaar und Bart sind auf das zierlichste gekräuselt und zu langen Locken gedreht. Diese Behandlung des Haares war für die dem Luxus frönenden Asiaten charakteristisch, so dass Daniel vom König Nebukadnezar (um 620 v. Chr.) sagte: „Sein Haupthaar ist wie ausgekämmte Wolle.“

Die Assyrer salbten ihr Haar mit Wohlgerüchen und durchflochten es mit Goldfäden oder puderten es mit Goldstaub. Die Herrscher schminkten sich und bemalten sich die Augenbrauen. Sardanapal führt mit der Hand eine Trinkschale an die Lippen, die von Metall, Alabaster, Porzellan, aber auch von Kristall sein kann. Denn die ältesten Proben von durchsichtigem Glas, die man in Ninive gefunden hat, tragen seinen Namen. Um seine Füsse ist eine Decke mit zierlicher Borte und Quaste geschlagen.

Sklaven mit Stirnbändern und langen befransten Gewändern halten Fliegenwedel in den Händen, die aus Pfauenfedern bestehen. Die Königin trägt ein Diadem ohne Seitenbänder. Das Haar der Frauen ist ähnlich gepflegt wie das der Männer, nur die Frisur ist weniger umfangreich. Die Schuhe sind geschlossen. Der Tisch zeigt die später auch bei den Griechen und Römern in Gebrauch gekommene Form eines Dreifusses, in dessen Kessel man Wein oder Wasser für die Opfer oder Trinkgelage goss. Daneben steht ein Gerät zum Verbrennen der Wohlgerüche, die in dem schwelgerischen Leben der assyrischen Herrscher von Ninive wohl eine Hauptrolle spielten.

Nr. 5, 6, 7 zeigen, dass auch die gemeinen Soldaten das Haar so sorgfältig pflegten wie ihre Könige und Führer. Das Abschneiden der Haare, was bisweilen den Besiegten widerfuhr galt für den höchsten Schimpf. Führer und Soldaten tätowierten sich. „Sie trugen alle“, erzählt Lucian, „am Kopf und an den Händen Merkzeichen zu Ehren der syrischen Göttin.“ Wie die Ägypter machten auch die Assyrer einen ausgiebigen Gebrauch von den Perücken.

Das Mobiliar schliesst sich in seinem Charakter an die Architektur an. Das Ruhebett ist mit feinen Skulpturen versehen, besonders mit Tierfiguren verziert, worin die assyrischen Künstler eine grosse Fertigkeit erreicht hatten. Das Bett, der Thron der Königin und der Tisch sind mit Elfenbein, Schildpatt, Metall u. dgl. incrustiert, wie man es später auch bei den Römern findet, die den asiatischen Luxus nachahmten. Bei Tische stützte man sich auf den linken Ellenbogen und ass und trank mit der rechten Hand, wie es bei Griechen und Römern üblich war.

Der Tisch Nr. 2 gleicht dem bei Nr. 1. Nr. 8 ist ein niedriger Tisch und Nr. 9 ist ein Schemel mit Kissen und Fransenbehang und dazu gehöriger Fussbank, die auf Löwenfüssen ruht. Es ist ebenfalls ein königlicher Sitz.

Das lange gerade Schwert (Nr. 3), das man ebenso wie den Köcher (Nr. 4) an der linken Seite trug, und der gerade Dolch (Nr. 10), den man in den Gürtel steckte, gehören zur militärischen Ausrüstung, ebenso wie die hohen Schilde der Fusskämpfer, deren einer wie eine bewegliche Brustwehr aussieht. Diese Schilde (Nr. 5, 6, 7) bestanden gewöhnlich aus Weidengeflecht, das mit Leder überzogen war.

(Diese Darstellungen stammen aus den Palästen von Nimrud und Kujjundschik, die auf der Stelle des alten Ninive stehen, und sind den Alabasterreliefs entlehnt, die von Layard und seinem Nachfolger Ormuzd Rassam ausgegraben worden sind. Sie befinden sich gegenwärtig im britischen Museum. Ihre Entstehungszeit fällt in. das 9., 8. und 7. Jahrhundert vor Christus. Vgl. P. E. Botta et Flandin, Monuments de Ninive, Paris 1849- 1850, 5 Bde. A. H. Layard, The Monuments of Niniveh, London 1849-1853, 2 Bde. Ders. Niniveh and its remains und Discoveries in the Ruins of Niniveh and Babylon, London 1853. V. Place, Ninive et l’Assyrie, Paris 1867-1870, 3 Bde.)

Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Albert Charles Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.

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