Die Schönbielhütte. Edward Whymper und das Matterhorn.
Die Schönbielhütte.
No. 3.
Standort: Linkes Ufer des Zmutt-Gletschers 2700 m.
Karten: Dufourkarte Bl. XXII; Siegfriedkarte Bl. 531.
Besitzerin: Sektion Monte Rosa.
Folgende Angaben beziehen sich auf das Jahr 1911.
Bau. Platzverhältnisse, Geschichtliches: 1909 erstellt. Holzbau mit Eternitbedachung. 50 Plätze.
Wasser: In der Nähe.
Aufsicht: Hüttenwart; nicht bewirtschaftet.
Nächste Hotels. Zugangswege: Hotel Staffelalp, Weg von Zermatt über Zmutt-Kalbermatt-Hohwäng markiert. Von Staffelalp über Kalbermatt-Hohwäng.
Panorama: Die Berge zwischen Monte Rosa und Dent d’Herens.
Besteigungen: Dent Blanche 4364 m, Pointe de Zinal 3806 m, Hohwänghorn 3482 m.
Übergänge: Nach der Bertolhütte über den Col d’Herens, Col du Durand 3474 m. Col de Valpeline 3593 m.
Nähere Details: Alpina Bd. 17.
Edward Whymper, der erste Besteiger des Matterhorn bei der Einweihung der Schönbielhütte. Edward Whymper, geb. am 27. 4. 1840 in London (GB); gest. am 16. 9. 1911 in Chamonix (F), war Holzstecher, Graveur (Inhaber einer xylographischen Anstalt), Journalist und Schriftsteller von Beruf.
Das Matterhorn.
von Robert von Lendenfeld.
Der schönste von all den zahlreichen Hochgipfeln des Bergkranzes, der die Zermatter Mulde umgibt ist das Matterhorn. Ja ich glaube, dass mir niemand widersprechen wird, wenn ich sage, dass das Matterhorn überhaupt der schönste Berg in den Alpen sei. Von den beiden Enden seines fast horizontalen, ostwestlich verlaufenden und am Ostende eine Höhe von 4482 Metern erreichenden Gipfelgrates gehen je zwei steil absetzende Felskämme ab, die die Grenzen seiner vier Abhänge bilden.
Diese Abhänge sind so steil, dass der Querschnitt des Berges tausend Meter unter seinem Gipfel bloß 1 1/3 Quadratkilometer einnimmt. Ihre Durchschnittsneigung beträgt 57°. Dabei sind die Ost- und Südflanken in ihren obersten Partien senkrecht, unten aber weniger stark geneigt, während die Nord- und Westflanken umgekehrt unten steiler als oben sind. Das ist es, was diesem Berge seine charakteristische, hornartige Gestalt verleiht, mit welcher er anderthalb Kilometer hoch über die Firnfelder emporragt, die seinen Fuß umwallen. Nur wenig dauerndes Eis haftet am Matterhorn, denn gar bald entfernt die Sonne den zarten, weißen Schleier, mit dem jeder Schneefall seinen steilen Felsbau schmückt, wieder. Lange, nachdem schon alle Gipfel der Umgebung bezwungen waren, galt das Matterhorn immer noch für unersteiglich.
John Tyndall war der erste, der dem Berge ernstlich zu Leibe ging, allein jahrelang vergebens. Dann machte sich Wymper daran, und ihm gelang nach vielen vergeblichen Versuchen die erste Ersteigung am 14. Juli 1865.
Unter Führung von M. Croz und Taugwalder Vater und Sohn stiegen Whymper, Douglas, Hadow und Hudson von Zermatt ausgehend über die Ostwand und den Nordostgrat zu der als Schulter bekannten überfirnten Gratstufe und schießlich über den obersten Teil der Nordwand zum Gipfel empor.
Beim Abstieg stürzten Douglas, Hadow, Hudson und Croz in die Tiefe: bloß Whymper und die beiden Taugwalder kehrten lebend nach Zermatt zurück. Drei Tage später erkletterte Carrel das Matterhorn vom Val Tournanche aus über den Südwestgrat — der eine noch viel auffallendere Schulter als der Nordostgrat bildet— und den obersten Teil der Westwand.
1879 erreichte Mummery mit Alexander Burgener und Venetz den Gipfel über den als Zmuttarête bekannten Nordwestgrat und die oberen Teile der West- und Nordwand. An demselben Tage gelang es Penhall mit F. Imseng, die Spitze des Berges über den Westabsturz und den oberen Teil des Nordwest- (Zmutt-) Grates zu erreichen.
1880 erstieg Mummery das Matterhorn über den Südostgrat, den Ostabhang und den oberen Teil des Nordabsturzes. Durch Seile und Strickleitern hat man den oberen Teil des Süd- und durch Ketten den oberen Teil des Nord-Absturzes leichter passierbar gemacht und überdies auf beiden Seiten des Berges mehrere Hütten gebaut, wodurch die Ersteigung wesentlich erleichtert wird; sie ist aber immerhin noch schwer genug, nach meiner Erfahrung schwerer als jede andere Bergtour in der Monterosa-Gruppe.
Robert Lendlmayer von Lendenfeld (1858-1913, österreichischer Zoologe und Alpinist)
Quelle:
- Klubhütten-Album des Schweizer Alpen-Club. Zürich Clichés und Druck: Art. Institut Orell Füssli 1911.
- Aus den Alpen von Robert von Lendenfeld. Illustriert von E. T. Compton und Paul Hey. Publiziert: Prague, Wien: Tempsky. Leipzig: G. Freytag 1896.
- Die Schweiz, ihre Landschaft, Geschichte und literarischen Assoziationen von Oscar Kuhns (1856-1929). New York: T. Y. Crowell, 1910.
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