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Oswald Achenbach. Am Golf von Neapel. Die lässige Pracht eines Touristentages.

Oswald Achenbach, Landschaftsmaler, Düsseldorfer Akademie, Maler,
Oswald Achenbach 1847. Portrait von Ludwig des Coudres (1820–1878). Sammlung Benno von Achenbach, Berlin.

Wilhelm Oswald Gustav Achenbach war ein deutscher Maler, welcher der Düsseldorfer Malerschule angehörte. Geboren 1827 in Düsseldorf, erhielt er seine künstlerische Ausbildung bei seinem Bruder Andreas Achenbach. Obwohl er heute nur noch wenig bekannt ist, zählte er zu seinen Lebzeiten zu den bedeutendsten Landschaftsmalern Europas.

Als jüngerer Bruder von Andreas Achenbach der ebenfalls zu den bedeutendsten deutschen Landschaftsmalern des 19. Jahrhunderts zählt und unter dessen Einfluss er stand, gelangte er jedoch zu einem persönlicheren, weit weniger intensiven und dramatischen Stil, der auch durch seine Vorliebe für einen sanften, südlichen Landschaftstypus aufgehellt wurde. Als Landschaftsmaler erinnern seine farbenfrohen Ansichten an seine Vorliebe für die Bucht von Neapel und die Umgebung von Rom. Er malte viele Landschaften, die von kleinen Figuren belebt wurden, was seinen Bildern einen anekdotischen und sanften Charakter verlieh.

Von 1863 bis 1872 lehrte er Landschaftsmalerei an der Düsseldorfer Akademie. Die beiden Brüder wurden scherzhaft als „das A und O der Landschaften“ bezeichnet (eine Anspielung auf ihre Initialen, die sich mit dem im Deutschen gebräuchlichen Begriff des Alpha und Omega decken).

Am Golf von Neapel 1880. (Leinwand 141,5 x 179,1 cm). Dresden, Staatliche Kunstsamlungen Dresden, Galerie Neue Meister.

OSWALD ACHENBACH
(1827 — 1905)

Am Golf von Neapel

(Leinwand 141,5 x 179,1 cm)

„Die lässige Pracht eines Touristentages“

Unter den berühmten Brüderpaaren ragen als Maler die beiden Achenbachs hervor. Freilich knüpft sich dieser Ruhm vornehmlich an die stärkere Natur des Andreas; aber es wäre nichts ungerechter, als seinen Bruder Oswald nur als Mitgenießer zu nehmen.

Er ist zwar der Schüler seines älteren Bruders, steht Ihm auch an Kraft und Größe der Anschauung nach; aber er hat doch von Anfang an seinen besonderen Weg gesucht. Nicht etwa nur im Stofflichen, daß er Im Gegensatz zu seinem Bruder, der sich aus nordischen Gewässern und Landschaften seine heroischen Bilder holte, den glühenderen Farben und Beleuchtungen des Südens nachging; sondern seine ganze Art neigte viel mehr zu koloristischen Effekten als sie dem Andreas jemals lagen. Auch war sein Gefühl mehr der ruhigen Pracht der Natur zugeneigt, während Andreas über alles den Aufruhr liebte.

Während bei Ihm Wellenberge sich überstürzen, Riesenbäume Im Sturm hinkrachen und die drohenden Schatten eines Gewitters mit den letzten grellen Sonnenstrahlen um die Erde streiten: steht bei Oswald der silberne Mond am Himmel oder die prächtig untergehende Sonne, das Meer liegt still wie ein Riesenspiegel all der unendlichen Lichtpracht und wenn Wolken am Himmel stehen, dienen sie nur, das Lichtspiel herrlicher zu machen. Selbst wenn bei Nacht Fackeln und Feuer lohen, ist nichts Wildes, Grausiges darin, Immer nur die prächtige Farbenglut eines Feuerwerks. Andreas malt die Größe der Natur aus der Pathetik seiner eigenen Seele, Oswald genießt die Welt als farbigen Abglanz.

Das vor allem spricht aus seinem hier wiedergegebenen Werk der Dresdener Galerie: Steht man nicht mit Ihm verhaltenen Atems und sieht hinaus über das flache Dach und diese uns so fremden Menschen in die glutvolle Schönheit und Weite des bezaubernden Landes! Kupfern und golden leuchten die Blätter, die Mauern und Felsen und unten gegen das Meer hin versinkt alles in eine metallische Glut, die über dem Wasser im lang sich hinziehenden Rauch der Schiffe, im Nebel der Ferne liegt wie goldiger Staub, worin sich der rote Schein des Horizontes mit dem Blau des Himmels prächtig verbindet.

Aus diesem Gespinst von Dunst und Farbe tauchen die fernen Berglinien noch einmal in bestimmten Formen heraus, schärfer begrenzt und wesenhafter als die Wolken, sonst Ihnen gleich im Klang von Grau und Violett, der alle Farben des Bildes sanft bindet. So weit ist der Blick in diese Landschaft, daß die Sichel des Mondes nur als ein kleiner Silberstreif darin steht. Die lässige Pracht eines Touristentages im Süden ist hier mit virtuoser Hand gemalt.

Quelle: Album der Dresdner Galerie: Gemälde des XIX. Jahrhunderts und der Gegenwart: vierzig farbentreue Wiedergaben mit begleitenden Texten. Gemäldegalerie Leipzig: E. A. Seemann 1920.

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