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Agnus Dei. Amulette und Talismane. Das Rahel-Grab. Exorzisten-Medaille.

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Amulette und Talismane. Das Agnus Dei. Das Rahel-Grab. Exorzisten-Medaille. Benediktusmedaille. Fraisenkreuz. Pestamulett. Choleraherz.

Amulette und Talismane.

Benediktusmedaille. Das Agnus Dei. Das Rahel-Grab. Exorzisten-Medaille. Fraisenkreuz. Pestamulett. Choleraherz.

Diese Tafel enthält eine Anzahl medaillenförmige Amulette, und zwar: Nr. 1 eine Benediktusmedaille in dünnem Messing geprägt. Die uns zugekehrte Seite zeigt den Benediktusschild mit den bekannten Buchstaben des Benediktussegens. Über Wesen und Wert dieses Amulettes siehe den dazugehörigen Abschnitt (siehe unten Benediktus Segen). Die Rückseite der Medaille zeigt den stehenden heiligen Benedikt mit Krummstab und Giftbecher neben dem 2. Schilde stehend. Umschrift: S. BENEDICTE ORA PRO NOBIS. Ganz ähnlich dieser Darstellung ist die Rückseite von Nr. 3, während wir auf der uns zugekehrten Seite die Kürzungen des Zacharias- oder Pestsegens finden.

Nr. 2. ist das St. Valentius- oder Fraisenkreuz. Silberprägung. Vor uns steht der hl. Valentin von Terni im Bischofsornate zwischen zwei Engeln. Im unteren Abschnitt des Kreuzes liegt bittend ein Kranker. Sankt Valentin wird bekanntlich als Patron der Bienenzüchter, gegen Epilepsie, Heirat und Verlobung, gegen Ohnmacht, Pest und für Reisende verehrt. Die Rückseite des Kreuzes zeigt in großen Buchstaben auf die ganze Bildfläche verteilt die Worte: CRVCS: VALENTINE.

Benediktus Segen.

Den Benediktusschild mit den Buchstaben des Benediktussegen finden wir hauptsächlich auf den Rosenkranzmedaillen aus der Schule des Salzburger Stempelschneiders Peter Seel, das ist aus der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts, zur Zeit also, wo im Deutschen Reich zum letzten Male die Pest wütete. Sehr häufig finden sich Benediktus- und Zachariassegen (s. d.) in ein und demselben Schilde vereint.

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Benediktusmedaille.

Die Buchstaben im Benediktusschilde stehen in folgender Anordnung: IHS. V. R. S. N. S. M. V. – S. M. Q. L. I. V. B. und in der Mitte ein offenes Kreuz mit C.S.S.M.L. — N.D.S.M.D. In den vier Ecken zwischen den Kreuzesarmen C — S — P — B. Nach der gewöhnlichen Auslegung sind diese Schriftzeichen wie folgt zu deuten: „Jesus! Vade Retro Satanas, Nunquam Suade Mihi, Vana, Sunt Mala, Quae Libas, Ipse Venena Bibas. — Crux Sacra Sit Mihi Lux. — Non Draco Sit Mihi Dux. — Crux Sancti Patris Benedicti.*)

Der Pfennig mit dem Benediktusschild gilt seit Jahrhunderten als ein wichtiger Talisman gegen Versuchungen, böse Geister, gegen Fieber, Vergiftungen, Pest, Steinleiden und Reiseunfälle.

In allen Haus- und Reisesegen, von denen wir einen unter „Fraiskette“ geöffnet bringen, findet sich immer mindestens ein solcher Benediktuspfennig mit dem Schild auf der einen, der Figur des Hl. Ordens¬ gründers Benediktus auf der anderen Seite.

Wie die Legende erzählt, wurde schon der heilige Bruno, der spätere Papst Leo XI. durch diese Medaille von schwerer Krankheit befreit.

*) Zu deutsch. „Weiche zurück, Satan, nie rate mir Eitles. Bös ist, was du bietest, trinke selbst das Gift.“ „Das heilige Kreuz sei mein Leitstern, aber nicht der Drache (Teufel) mein Führer. Das Kreuz des heiligen Vater Benedikt.“

Pestamulett

Nr. 4. ist ein Pestamulett. Messing, 18. Jahrhundert. Wir sehen den hl. Rochus, den neueren Pestpatron, stehend im Pilgergewand, mit der Linken auf die Leistenbeule zeigend. Neben ihm zur Linken der Hund mit dem Weizenbrot im Maul. Die Rückseite zeigt den alten Pestpatron St. Sebastian an einem Baumstamm gebunden mit der Unterschrift: S. SEBASTIAN. O. P. N. (ora pro nobis).

Rahel-Grab

Nr. 5. Das Rahel-Grab. Polnisches Amulett. Von eigentümlicher Form, in Zinnguß hergestellt, zeigt sich das vorstehende Amulett. Es wird von der griechisch-katholischen und römisch-katholischen Bevölkerung mit gleichem Vertrauen auf sicheren Schutz gegen den bösen Blick getragen, wie von den Juden der ostösterreichischen, polnischen und russischen Provinzen. Die hebräische Umschrift ist deshalb etwas schwierig zu entziffern, weil viele Worte darauf nicht ausgeschrieben, sondern nur durch Anfangsbuchstaben angedeutet sind. Es sind Siegel gebildet, die vielleicht noch um so kräftiger den geheimnisvollen Segen umschließen und die Wirkung des Amuletts für den Träger erhöhen sollen.

Auf der Vorderseite lautet die Schrift: In der Mitte: „Es segne dich der Ewige und behüte dich.“ Innerhalb des Zeichens π sehen wir zwei segnende Priesterhände. Darunter steht: „Jerusalem, die heilige Stadt, sie werde erbaut, errichtet.“ Die Umschrift lautet: „Ein junger Sproß ist Joseph, ein junger Sproß am Quell.“ (I. B. M. 49. 22.) „Nicht wird widerfahren dir Böses und eine Plage wird nicht nahen deinem Zelte.“ (Ps. 91, 10.)

Auf der Rückseite lautet der Text: (In der Mitte die Abbildung des bekannten Grabes der Rahel), darunter die Worte: „Rahels Grab.“ Die Umschrift lautet: „Es möge wohlgefällig sein vor dir, Ewiger, mein Gott und Gott meiner Väter. Hüte dieses Kind vor dem bösen Blick und vor jeder Krankheit und bösen Plage, von nun an, bis in Ewigkeit.“

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Heilige Stätte. Das Grab Rahels um 1921 aus dem Buch: Palästina, Bilder von Land und Leben von Moses Calvary.

Von den vielen sog. „heiligen Gräbern“ in Palästina ist das Grab Rahels eine der wenigen Ruhestätten biblisch historischer Gestalten, die selbst der Kritik der historischen und archäologischen Forschung standgehalten haben. Am Südrande der Ebene Rephaim, dort, wo sich die massiven Gebäude „Tantur“ des katholischen Malteserordens erheben, beschreibt die Straße nach Bethlehem einen Bogen nach Südosten. Hart am Wege, zur rechten Hand, steht ein schachtelartiges, kleines Gebäude mit spitzbogiger, breiter Eingangsöffnung und seitlich angebrachter Kuppel. Das ganze gelblichweiß getünchte Haus hat bloß zwei kleine Fenster. Eine große, uralte Eiche breitet ihre Zweige wie zärtlich schirmend über das kleine, unscheinbare Bauwerk. „Das Grab am Wege“ nennen es die Christen von Bethlehem und „Bet-Dschala“, die moslemischen Araber. Besonders die Beduinen bezeichnen es in heiliger Ehrfurcht als „Kibr el Ummum“ = das Grab der Mutter.

Scherenschnitt, Herz, Marterwerkzeug, Oberösterreich
Scherenschnitt. Herz mit Marterwerkzeugen. Klosterarbeit aus Oberösterreich. Ende 18. Jahrhundert.

Choleraherz

Nr. 6. Ein sog. Choleraherz aus Kupfer. Wir sehen auf der einen Seite die stehende Immakulate mit strahlenden Händen, auf der Rückseite das Monogramm Marias über 2 Herzen. Diese Amulette wurden zur Zeit der letzten Choleraepidemie in München 1854—55 in verschiedener Ausführung bei der Theatinerkirche um 4 Kreuzer per Stück verkauft.

Agnus Dei

Nr. 7 und 8 sind aus Wachs gefertigte „Agnus Dei“ (siehe darüber den erklärenden Abschnitt unten), Nr. 6 zeigt in reinem weißen Wachs das liegende Osterlamm mit der bek. Umschrift. Darunter: Clemens II. P. M. A. VII 1707. Die Rückseite zeigt das Brustbild eines Franziskanerheiligen mit der Umschrift: S. LVDOVICVS— EPISCOPVS. Im Abschnitte wieder den Papstnamen wie vorderseitig. Nr. 8 ist ein Agnus von dunkler Farbe durch die Beimischung der Asche von geweihten Palmen. Die Darstellung der Vorderseite ist der bekannte Christuskopf nach Abondio, dem römischen Stempel Schneider (gest. zu Wien 1591), die Rückseite zeigt wieder das liegende Lamm und den Papstnamen Pius VI. P. M. (Pontifex maximus) 1780.

Auch das „Agnus Dei“ (Lamm Gottes) spielt im Amulettglauben eine große Rolle. Das „Agnus“ ist eine kleine Medaille, gewöhnlich in der Größe 4 X 3,5 cm, aus weißem oder braunem Wachs und wird noch heute von den Zisterziensermönchen des heiligen Kreuzes zu Jerusalem aus dem Wachs der Opferkerzen der Sixtinischen Kapelle oder anderer römischer Kirchen angefertigt.

Die ovalen Gebilde tragen auf einer Seite das Sinnbild des Opferlammes mit der Aufschrift: „Ecce Agnus dei, qui tollit peccata mundi“; dazu das Wappen und den Namen desjenigen Papstes, der sie mit dem heiligen Chrisamöle geweiht und gesegnet hat. Auf der Gegenseite sehen wir gewöhnlich das Bildnis der heiligen Jungfrau oder eines anderen Heiligen.

Die Wirkungen des „Agnus“, das man gewöhnlich in einer Kapsel zwischen zwei Gläsern an Rosenkränzen, Fraisketten usw. findet, beschreibt H. Barbier de Montaut, Kämmerer Sr. Heiligkeit des Papstes, in ausführlicher Weise. Wir entnehmen daraus folgendes: „Wer ein „Agnus“ bei sich trägt, wird behütet vor bösen Geistern und ihren Versuchungen, wird bewahrt vor unvorhergesehenem Tode; sie verhindern schreckliche Einflüsse der Phantome … sie machen Gifte unschädlich … sind ausgezeichnete Schutzmittel gegen Krankheiten, sie bekämpfen Epilepsie, verhindern die Verheerungen der Pest und anderer Epidemien und der verseuchten Luft … Die „Agnus“ behüten endlich Mutter und Kind während der ganzen Zeit der Schwangerschaft und beseitigen die Gefahren der Niederkunft, deren Schmerzen sie mildern und abkürzen. (Siehe: Dr. Kemmerich: „Kulturkuriosa“. München 1900,)

Agnus Dei
Es sucht das Lamm die Bitterkeit der Heide,
Zieht Salz dem Zucker vor auf seiner Weide,
Sein Schritt wird laut im Staub, daß ich ihn nicht vom
Regen unterscheide.
Will es ein Ziel, so ist nichts anzufangen.
Kopfstoßend starr durchstemmt es sein Verlangen,
Dann blökt es seiner Mutter zu, der bangen.
Lamm Gottes, das der Menschen Heil beginnt,
Lamm Gottes, das uns zählt und kennt und findt,
Lamm Gottes, sieh, erbarm dich dessen, was wir sind.
Gib uns den Frieden, nicht den Krieg bescher',
Lamm, schrecklich in des rechten Zornes Wehr,
O du, einziges Lamm, Gott und Gottvaters Einziger.
Rainer Maria Rilke

Exorzisten-Medaille

Nr. 9 ist eine Exorzisten-Medaille in verkleinertem Zustand. Silber, handgraviert und feuervergoldet. Das Original trägt einen breiten Henkel zum Durchziehen eines Bandes. Der Exorzist, der durch Gebet, Segensspruch und Talisman die Macht der bösen Geister zu brechen sucht, schützt sich natürlich gleichfalls persönlich gegen den Einfluß des Bösen durch Amulette. Eine solche Exorzisten-Schutzmedaille, ein kräftiges Amulett aus der Mitte des 17. Jahrhunderts stammend, bringen wir auf Tafel Nr. 9. Das Original in Silber und feuervergoldet befindet sich in der Sammlung des Schreibers dieser Ergänzungen. — Die fünf „magischen Wörter“ (siehe auch „Magisches Quadrat“), die übrigens in der hier bezeichneten Weise von allen vier Seiten gleichmäßig gelesen werden können, galten im Mittelalter als „magischer Schild“ gegen alle möglichen und unmöglichen Schäden.

Überall, wo diese Worte in der hier angeführten Reihenfolge zum Ausdrucke gebracht wurden, sollten damit die schädlichen Geister verscheucht werden, gleichgültig, ob es sich da um einen Krankheitsdämon oder sonst um einen bösen Geist handelte. Selbst Feuersbrünste sollten sofort erlöschen, das heißt, der Dämon des Feuers mußte sofort; von der Brandstätte entfliehen, sobald eine Schüssel, auf deren Boden diese Worte geschrieben waren, von einem Kreuzwege aus in die Feuersglut geschleudert wurde.

Ebenso galt das auf dieser Medaille dargestellte „Herz Jesu“ mit den rings um es sichtbaren fünf Wunden (2 Arm-,. 2 Fuß- und 1 Herzwunde) beim Exorzismus den bösen Geistern gegenüber als unwiderstehlich. — Die anderen Worte, die noch auf den beiden Münzflächen aufscheinen, stellen gleichfalls derartige Kraftworte vor, durch die der Exorzist bei seiner Handlung unterstützt und gleichzeitig vor der Gewalt der bösen Geister geschützt werden soll.

Amulette und Talismane durfte der Exorzist nie vergessen, ja er mußte, sie bei dem Beschwörungsakt, bei seinen magischen Operationen, möglichst sichtbar tragen. Auch eine sog. Exorzistenrolle, ein sieben Meter langer Pergamentstreifen, thoraartig gerollt, 10 Zentimeter breit, enthält 40 kreisrunde „Siegel“ für „Donner—Blitz“, „Feuer—Wasser“, „Untreu und Falschheit“, für „Ungerechten Tod“, für „Neid und Haß“, für „Vergiftungen“, für den „bösen Geist“ usw. usw. nebst dem Zacharias oder Pestsegen, dem Benediktusschild und Beschwörungsformeln und Gebeten. Dieses seltene Stück in der Sammlung des Schreibers, stammt aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts und gehört zur „Weißen Magie“.

Alle Abbildungen sind (bis auf Nr. 9) in Originalgröße den Sammlungen Pachinger-Linz entnommen.

illustration, hexen, kobolde

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