Ein Palankin. Tragbarer Thron der indischen Mogul Kaiser.
INDIEN. TRAGBARER THRON DER MONGOLISCHEN KAISER.
Palankin.
Diese aus der Bibliothek von Ambroise Finnin-Didot entnommene Miniatur führt aus dem XVII. Jahrhundert her und stellt den Gross-Mogul auf einem Thron dar. Die Reisenden haben viel von dem berühmten Pfauenthrone erzählt, dessen Reichtum ihre lebhafteste Bewunderung erregte. Die Beschreibungen, welche der Arzt Bernier und Legoux de Flaix von den beiden Pfauenthronen hinterlassen haben, die sie zu Gesicht bekamen, beziehen sich nicht auf denjenigen unserer Darstellung, welcher den Charakter eines zum Transport dienenden Thrones hat. Es ist also ein dritter Pfauenthron aus derselben Zeit, wie die beiden anderen. Es scheint einer der tactravan, wie sie Bernier nennt, zu sein, welche Throne für das Land und die Reise waren und die höchste Pracht der Ausstattung zeigten. Acht Männer trugen die vier Stangen, in welchen dieser tragbare Thron hing. Ausserdem reisten die Kaiser zu Pferde oder auf den Rücken der Elefanten und zwar hier entweder in dem kleinen viereckigen Mickdember genannten Turm oder auf einem halbrunden Sessel, über dem sich ein von Säulchen getragener Baldachin, hauze, erhob.
Der Luxus dieser Pfauenthrone war, wie Bernier erzählt, unerhört; derjenige, den er sah, hatte Füsse von massivem Gold, welche von Rubinen, Smaragden und Diamanten funkelten. Man schätzte seinen Wert auf 40 Millionen Rupien. Der Thron war auf Veranlassung des Schah Djahan, des Vaters von Aurengzeb, angefertigt worden, weil er eine Menge von Edelsteinen, die in seinem Schatz angehäuft waren und von den geplünderten oder tributpflichtigen Rajahs stammten, verwenden wollte. Die beiden Pfauen auf dem Throne, die Legoux de Flaix sah, waren mit Perlen und kostbaren Steinen bedeckt. Die Schweife und die ausgebreiteten Flügel trugen die schönsten Smaragden zur Schau, und man sah Trauben an dem Throne, welche die Früchte des Palmbaumes darstellten und zu denen man die schönsten Diamanten Golcondas benutzt hatte.
Wenn der König mit grossem Gefolge ausgeht, sagt Maffei in seiner Schilderung der alten Rajahs, so hat er fünf bis sechs tausend Menschen hinter sich mit Elefanten, Palankinen (Sänfte) und militärischer Musik. Zwei Sänger gehen ihm vorauf, welche seinen Ruhm verkünden. Er selbst wird in einem Palankin getragen, der von Edelleuten umgeben ist.
Dieser Thron diente vermutlich auch in dem Amkas, dem Raum für die Audienzen, einem grossen viereckigen Hofe, der in allen königlichen Residenzen existierte, in welchem der Gross-Mogul selbst Recht sprach, indem er um die Mittagszeit das Volk ohne Unterschied des Standes empfing. Bisweilen wurde er von den beiden ersten Kadis oder Justizministern unterstützt, dem Kutual und dem Kadi. Der erstere war besonders damit beauftragt, der Trunkenheit zu steuern, der andere war der eigentliche Justizminister. Es scheint, dass die beiden auf einen Stock gestützten Figuren diese Würdenträger vorstellen. Die auf einem sechseckigen Sessel hockende Person ist wahrscheinlich der Himnad-ud-Dulet, der Premierminister.
Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Albert Charles Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.
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