Frisuren und Barttracht. Bliaut, Krone und Zopffrisur des Mittelalters.
Frisuren und Barttracht im 12. Jh.
Mit dem 12. Jahrhundert erlebte die Kleidung der Frauen verschiedenste Veränderungen. Die häufigen Beziehungen, die der Westen damals nicht nur zu Konstantinopel, sondern auch zu Syrien, Ägypten, Venedig und Griechenland aufnahm, hatten auch einen erheblichen Einfluss auf die Mode. Es waren nicht nur Soldaten, die nach Syrien reisten, sondern in deren Gefolge auch Handwerker mit deren Familien.
Die Frauen waren schon vorher sehr zahlreich in den Armeen der ersten Kreuzritter; als diese sich dann in Antiochia, Jerusalem und den Kreuzritterstaaten niederließen, zogen die meisten ihrer Frauen mit dorthin.
Es war daher nicht verwunderlich, dass sich die Einflüsse des Orients, die der Ornamentik, Farben und Materialien auch in der Kleidung wiederfanden. Vor allem die bis dahin äusserst seltenen und teueren Stoffe aus Seide und Damast, die in Bagdad, Damaskus und Konstantinopel selbst hergestellt wurden, eroberten sogleich die Mode des Adels.
Eine neue französische Mode für Männer und Frauen war die Bliaud, eine lange äußere Tunika mit weiten Ärmeln, die eng am Ellbogen anliegen und sich dann zu einer Trompetenform ausweiteten. Frühe Bliauts waren mäßig geschnitten und in der Taille leicht über den Gürtel gebläht. Später wurde die Bliaut von der Schulter bis zur Hüfte eng am Körper angesetzt, und der Gürtel wurde zweimal um die Taille gewickelt und vor dem Bauch geknotet.
Der Bliaut (Obergewand), dargestellt in obiger Abbildung, bestand aus geprägten und kreppartigen Stoffen; der Mantel war ein halbrunder Umhang aus leuchtend gefärbter orientalischer Seide.
Von 1130 bis 1140 trennten adelige Frauen ihr Haar in zwei große Zöpfe, die vor ihre Schultern fielen, oder sie bildeten zwei lange Stränge auf jeder Seite die mit Seiden- oder mit Gold durchwirkten Bändern verbunden wurden. Die Abbildung oben zeigt wie die golddurchwirkten Stoffstreifen die langen Haarsträhnen verbanden, indem sie nacheinander (siehe A), außerhalb der beiden Haarsträhnen und dann zwischen den beiden Strängen hindurchgingen.
Diese Frisuren erforderten viel Zeit und Pflege, so dass sie nur von Adligen Frauen übernommen wurden, die viel Freizeit hatten. Das lange Haar, mit Gold- und Seidenbändern verflochten bis zu den Knie und auf den feinen, kreppartigen Stoff des Bliaut fallend, der oft transparent war, dazu vom Mantel aus leuchtend gefärbten orientalischen Seiden umrandet, sich mit der Brillanz der Edelsteine von Brosche und Gürtel vermischt, gekrönt mit einer Krone, muss sicherlich ein wunderbar märchenhaftes Bild ergeben haben.
Gleichzeitig trugen die adligen Männer lange Haare, die in der Regel die Ohren zeigten und spitz hinter den Nacken fielen; der Bart, der mit großer Sorgfalt gepflegt wurde, ging nur ausnahmsweise unter den Hals. Die Bürgerlichen trug auch Bärte, aber ihre Haare waren kürzer. Was die Handwerker betrifft, so trugen sie keinen Bart und hielten ihr Haar kurz. Es wurde akzeptiert, dass edle und ehrwürdige Persönlichkeiten ihr Haar lang wachsen ließen.
Die jungen Männer trugen in der Zeit von 1160 bis 1170, einen quadratisch geschnittenen Bart der in sorgfältig getrennte Strähnen und Spitzen die sich berührten oder kreuzten, geformt war; die Haare liefen oft über die Stirn und fielen in langen Strängen hinter den Ohren bis zum Hals.
Quelle: Dictionnaire raisonné du mobilier français de l’époque carlovingienne à la Renaissance de Eugène-Emmanuel Viollet-le-Duc, 1871.
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Guten Morgen,
ich bin gerade über Ihren Blog gestolpert. Mir fällt das Kommentarschreiben schwer.
Ich möchte Ihnen nur sagen, dass ich erfreut bin, Ihre Seite, die aus meiner Sicht so viele Inspirationsmöglichkeiten bietet, gefunden zu haben.
Außerdem habe ich noch eine Frage:
Die Frisurenzuordnung, wie in den Kategorien angedeutet, bezieht sich auch auf das Heilige Römische Reich?
Liebe Grüße
Claudia