Frankreich. Trachten aus dem Ende des 15. Jh. Kopfbedeckungen.
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FRANKREICH. TRACHTEN AUS DEM ENDE DES XV. JAHRHUNDERTS. KOPFBEDECKUNGEN.
EUROPA – MITTELALTER.
Die auf diesen beiden Tafeln vereinigten Figuren sind Teppichen aus der Zeit Ludwig XII. von Frankreich entnommen. Obwohl man in den Kopfbedeckungen einiger Frauen italienischen Charakter findet, ist der Einfluss Italiens noch nicht so bemerkbar, wie er es wenige Jahre später war. Die weiten, schweren und geschlossenen Trachten zeigen sonst noch durchaus den Charakter des Mittelalters. Nur am Brustlatz macht sich das Bestreben geltend, die feine friesische Wäsche zu zeigen.
Die Frauen tragen Rock und Überrock, die beide so lang und schwer sind, dass man sie beim Gehen aufheben musste, um nicht zu straucheln. Die Ärmel des Überrocks waren gewöhnlich sehr weit. Bisweilen wurden sie auch am Handgelenk umgeschlagen (Nr. 10, 15, 29) oder man steckte Arm und Hand durch eine Öffnung, sodass der übrige Teil des Ärmels herabfiel (Nr. 19).
Der Brustlatz des feinen Hemdes, der bis zum Halse emporstieg, ist reich mit goldenen, silbernen und farbigen Fäden und selbst mit Perlen gestickt. Daneben begegnete man aber auch geschlossenen (Nr. 17) und spitz ausgeschnittenen Kleidern (Nr. 19). Gürtel, die bald höher, bald tiefer angebracht sind, findet man an allen Oberkleidern. Sie sind entweder mit Goldschmiedearbeit besetzt oder einfach gestickt und werden mit einer Schnalle geschlossen, durch welche das untere herabfallende Ende gesteckt wird. Über den Oberkleidern wurden noch Mäntel getragen, die mit Pelz gefüttert oder verziert wurden, wie man es an drei Beispielen auf unserer Tafel sieht (Nr. 10, 27, 29).
Die Hauben, welche die Haare mit Ausnahme des Teils über der Stirn ganz bedeckten, sind italienischen Ursprungs. Ohren und Nacken sind gleichfalls bedeckt. Ein viereckiges Stück Gewebe, welches von der Haube herabfiel, wurde im Nacken aufgenommen und auf dem Scheitel befestigt, wie man es noch heute an italienischen, besonders römischen Bäuerinnen sieht (Nr, 1, 8, 12).
Bisweilen liess man aber auch dieses Stück auf den Rücken herabfallen (Nr. 2, 14, 19). Zu diesen einfachen Kopfbedeckungen trug man noch wulstartige Aufsätze (Nr. 11, 24) und die Krone (Nr. 27), die fast ganz auf dem Hinterkopfe sass. Unter der Krone befestigte man wohl auch einen Schleier. Bisweilen wurden die Wangenteile der Hauben umgeklappt (Nr. 9, 19), oder die Hauben wurden hinten mit einem turbanartigen Wulst versehen (Nr. 9) oder mit einem doppelten Turban, der unter dem Kinn mit Bändern befestigt wurde (Nr. 17). Man trug auch die grosse Haube ohne die kleineren darunter (Nr. 15). Daneben bedeckte man auch den Kopf mit einem einfachen Netze von Samtbändern, welches vorn mit einem Wulst versehen war (Nr. 13). Das Kostüm Nr. 24 ist von einem etwas abweichenden Schnitt, da das Überkleid erheblich kürzer ist als das Untergewand.
Bei der männlichen Tracht geht entweder das Wams bis an den Hals hinauf oder man findet mehr oder minder weite Halsausschnitte, die bloss sind oder durch Brustlätze gedeckt werden. Das Überkleid hatte verschiedene Formen. Nr. 28 trägt einen vorn offenen Oberrock mit weiten Ärmeln, Nr. 23 hat einen Oberrock mit Pelz besetzt, dessen Ärmel in der Mitte zum Durchstecken der Arme geschlitzt sind. Nr. 4 und 5 zeigen den umgeschlagenen Mantelkragen dieses Oberrocks. 3 und 4 tragen kleine Kappen mit einem Ausschnitt über der Stirn. Nr. 10 trägt ein weites Obergewand mit Schlitzen zum Durchstecken der Ärmel. Der Mantel Nr. 25, der bei der Vermählungszeremonie getragen wird, hat Aufschläge und einen Kragen von Hermelin.
Die männlichen Kopfbedeckungen bestanden aus Kappen und Faltenmützen, welche letztern mit einem aufgeklappten Rande versehen, über den ersteren getragen wurden. Nr. 3, 5, 20 zeigen, dass auch runde und viereckige Hüte im Gebrauch waren, die man ebenfalls über den Kappen trug. Von den Kappen hingen auch Bänder herab, die man vorn über dem Rand zusammenknotete (Nr. 18, 20). Die über den Kappen getragenen Mützen wurden meist schief aufgesetzt, auch mit Federn, Juwelen und Agraffen geschmückt. Die Männer sind entweder bartlos oder tragen den Bart kurz geschnitten. Nr. 28 ist ein Jagdkostüm. Er trägt Schuhe, welche die Form des Entenschnabels haben. Die spitzen Schuhe waren seit der Mitte der achtziger Jahre des XV. Jahrhunderts ausser Gebrauch gekommen. Der Jäger ist mit dem Jagdhorn umgürtet. Die Dame Nr. 9 spielt eine Laute mit Holzstäbchen.
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(Nach Haute-lisse-Teppichen flandrischer Herkunft im Besitz des Sir Richard Wallace (ausgestellt 1874 in dem Industriepalast zu Paris) und nach Teppichen im Besitze dess Herrn. Dubouché in Limoges, aus welchen letzteren Nr. 9 und 21 entnommen sind. Die ersteren stellen Szenen aus Ritterromanen dar, teils den Triumpf Beatricens und ihre Vermählung mit König Herwig, teils Szenen aus dem Roman von der Rose.)
Farblithographie von Chataignon nach zeitgenössischen Darstellungen. Druck: Firmin-Didot et Cie., Paris.
Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Albert Charles Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.
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