Reliquiarium aus dem Übergang des 14. in das 15. Jahrhundert
Reliquiarium in Form des Brustbildes einer jungen Frau; als es 1826 gezeichnet wurde, war es im Besitz von Karl Anton Milani in Frankfurt am Main.
Vom Anfang des 14. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts gab es die in allen christlichen Ländern sehr verbreitete Sitte, dass man in Metall und Holz für Kirchen und Hauskapellen Reliquienbehälter anfertigte, die den Heiligen im Brustbild darstellten, dessen Reliquien darin aufbewahrt wurden.
Die meisten uns jetzt bekannt gewordenen Bildnisse dieser Art sind in Lebensgröße oder wenig darunter ausgeführt. Bei dem vorliegenden ist daher bemerkenswert, das es nicht größer ist, wie unsere Abbildung, folglich für eine kleine Hauskapelle oder zur Mitnahme auf Reisen bestimmt wahr.
Der Kopf des Reliquiarium ist aus Buxbaumholz modeliert, die Fassung unten, die das durch drei Löwen getragene Postement bildet, wie auch die Krone besteht aus feuervergoldeter Bronze, und ist mit farbigen Edelsteinen besetzt, von denen man nicht sagen kann ob sie nachträglich, in späterer Zeit, hinzugefügt wurden.
Dass dieses Werk aus dem Übergang des 14. in das 15. Jahrhundert stammt, zeigt nicht nur der Stil der Ausführung im Allgemeinen, sondern die überaus sorgfältige, teils geflochtene, teils gekräuselten Frisur einer jungen Frau jener Zeit, sowie die Eigentümlichkeit des fein modellierten Gesichtes. Es ist nicht zu leugnen, daß, abgesehen von der künstlerischen Behandlung, das Vorherrschen einer bestimmten Charakteristik der menschlichen Gesichtszüge gewisse Zeiträume bezeichnet.
Quelle: Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften von frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts, nach gleichzeitigen Originalen von Dr. J. H. von Hefner-Alteneck. Verlag von Heinrich Keller. Frankfurt a. M. 1879-1889.
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