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Religiöse Zeremonien und Opferbräuche der Römer.

Auguste Racinet, Rom, Religion, Kult, Kultur, Zeremonien, Opfer
Rom. Religiöse Zeremonien und Opfer.

ROM. RELIGIÖSE ZEREMONIEN UND OPFER.

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Nr. 1 stellt ein Sühneopfer, die dem Jupiter Capitolinus oder dem Mars geweihten Suovetaurilia, dar, die gewöhnlich am Schluss eines Lustrum oder nach abgehaltenem Triumph vom Triumphator dargebracht wurden. Dieselben bestanden, wie der Name andeutet, aus einem Eber (sus), einem Widder (ovis) und einem Stier (taurus). Man zog in feierlicher Prozession mit den Tieren um den Opferplatz herum und durchstach ihnen dann die Kehle.

Auf unserer Darstellung geht der Zug um das Lager herum. Der Kaiser vertritt die Stelle des Flamen Martialis, des Marspriesters, und opfert, indem er aus einer Schale (patera) Wein in die auf einem Altare aus Backsteinen brennende Flamme giesst. Auf der einen Seite des kaiserlichen Zeltes befinden sich die Feldzeichen, auf der anderen Seite der Käfig mit den heiligen Hühnern, welche zu den Auspizien d. h. den Weissagungen dienten.

Als Ministrant bei der Opferhandlung fungiert der Camillus (lateinisch „Opferdiener“), ein Knabe, der den Weinkrug hält; der Spondaules bläst die Doppelflöte, die Tibia longa. Die Opferschlächter, Victimarii, führen die Tiere, welche man vorher mit mola salsa, gesalzenem Mehl, bestreut hat. Das ist der erste Teil der Zeremonie. Der Umzug um den zu reinigenden Ort wird dreimal wiederholt. Der Stier trägt eine Binde, vitta, das Schwein einen Kranz, sertum, Mit Ausnahme des Priesters und des Camillus sind alle an der Opferhandlung Teilnehmenden bekränzt.

Der papa, Opferdiener, eröffnet den Zug; sein Beil dient dazu den Stier zu betäuben.
Der cultrarius führt das Messer, mit dem die Kehlen der Tiere durchschnitten werden. Die folgenden Opferdiener tragen Gefässe. Das eine ist entweder ein Weihrauchkessel oder ein Gefäss zum Auffangen des Blutes. Auf der Schale scheint ein Opferkuchen zu liegen.

Bei Nr. 2 werden nur ein Stier und Früchte geopfert; der Pinienzapfen ist der Cybele geweiht. Auch hier bringt der Kaiser das Opfer auf dem bekränzten Altar dar. Der Camillus hält die acerra, das Kästchen, aus dem der Weihrauch genommen wird.

Nr. 3 stellt ebenfalls den opfernden Trajan dar. Der Altar ist viereckig; es gab aber auch runde. Der Altar, ara, wurde im Felde gewöhnlich aus Rasen gebildet; sonst wurde er aus Granit, Ziegelsteinen oder Marmor gebaut. Oben, befand sich eine Höhlung für das Feuer und an der Seite oder unten eine Öffnung, durch welche Wein, Blut und sonstige Flüssigkeiten ablaufen konnten.

Nr. 4 zeigt die Tätigkeit der Victimarii, der Opferdiener; der popa führt mit der Rückseite des Beils den Schlag, welcher den Stier betäuben soll. Sie sind alle bekränzt.

Nr. 5 ist das Fragment eines Neptunopfers; der Stier ist schwarz. Auch dem Gott der Unterwelt, Pluto, wurden schwarze Tiere geopfert.

Nr. 6 stellt einen mit dem malleus, dem Opferhammer, versehenen popa dar.

Nr. 7 ist die Darstellung eines unblutigen Opfers; im Hintergrunde sieht man zwei Hermenpfeiler, die ein Tempelgebälk stützen. Es soll damit offenbar der heilige Bezirk angedeutet werden. Auf dem Altar wird Weihrauch verbrannt. Der opfernden Frau dient ein Mädchen als Ministrant, welches die Weinkanne und eine Schale mit Früchten oder Kuchen hält.

Nr. 8 ist ebenfalls ein unblutiges Opfer. Die Musik zu der heiligen Handlung wird mit einem Tambourin und einer Doppeltrompete gemacht.

Nr. 1, 2, 3, 5, 6 von der Trajanssäule.
Nr. 4, 8 römische Marmorreliefs. Nr. 7 ein römisches Elfenbeinrelief.

(Nach Montfaucon, L’Antiquité expliquée.)

Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Herausgeber: Firmin-Didot et cie. Paris, 1888.

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