Actaea spicata. Christophskraut. Das Christophel-Gebet.
Actaea spicata. Christophskraut.
In Schwaben als Zauberpflanze gerühmt und beim Christophelsgebet zur Beschwörung geldbewachender Geister („Christofein“) verwendet. Sanct Christoph vertritt hier den Thor, der als Schatzgott angerufen wurde. Letzterer trug Loki über das Wasser, wie der Heilige den Herrn (Chevalier, 1. c). Der Standort der Pflanze in düsteren Schluchten mag zu diesem Aberglauben Anlass gegeben haben. In Niederösterreich heisst die Pflanze wegen der Blütezeit Johannis und Sonnenwendkraut; sie gilt auch als „Wundmittel.
Das Christophel-Gebet
Der heilige Christoph stand einst bei dem Volke in großem Ansehen, da man allgemein glaubte, er habe die Macht, über die im Wasser liegenden unermesslichen Schätze zu verfügen und Menschen damit glücklich zu machen. Kein Wunder daher, wenn ein eigenes Gebet an ihn entstand, das in seiner Form den Glauben an diese Macht des Heiligen zum Ausdrucke bringt.
Man will ihn dadurch gleichsam beschwören, vom Himmel niederzusteigen und den Schatzgeistern entsprechende Aufträge zur Verteilung der Reichtümer an Sterbliche zu geben.
Sein Bildnis, wie er den Erlöser auf seinen Schultern trägt, ward an die Kirchen und Häuser gemalt, damit er immer gesehen werden könne, denn sein Anblick, hieß es, schütze vor schnellem Tode. Dieses Vertrauen auf den Heiligen ist uns auch noch in einer alten Übersetzung lateinischer Verse aufbewahrt; sie lauten:
„St. Christoph, du hast solche Macht, Wer dich früh sieht, am Abend lacht.“
und ein altes Sprichwort sagt:
„Wer einen großen Christoffel zum Helfer hat, der kan truckenes Fuß ober Meer gehen.“
Was Luther über die Legende vom h. Christoph sagt, ist so trefflich, dass wir es hier her setzen. Luther sagte, dass es „keine Historie wäre, sondern eine sinnreiche Erdichtung, anzuzeigen, wie ein Christ sein solle und es ihm ginge; nämlich ein großer, langer, starker Mann, der ein kleines Kindlein, das Jesukind, auf der Achsel trägt, ist aber so schwer, dass er sich unter ihm bücken und biegen muß (wie denn auch der Name Christophorus Einen, der Christum trägt, anzeigt), durch das wütende, wilde Meer, die Welt, da die Wellen, die Tyrannen und Rotten zu ihm einschlagen und ihn verfolgen, wollten ihn gern um Leib und Leben, Gut und Ehre bringen; er aber hält sich an einen großen Baum, wie an einen Stecken, das ist „Gottes Wort.“ Jenseits dem Meere steht ein altes Männlein mit einer Laterne, darinnen ein brennend Licht ist, das sind die Schriften der Propheten, darnach richtet er sich und kommt also unversehrt ans Ufer, da er sicher ist, das ist das ewige Leben; hat aber einen Wetzschker (Schnapptasche, Schnappsack) an der Seite, darinnen Fische und Brot stecken, anzuzeigen, dass Gott seine Christen auch hier auf Erden in der Verfolgung ernähren und den Leib versorgen will, und sie nicht lassen Hungers sterben, wie doch die Welt gern wollte. Ist ein schön christlich Gedicht!“
Quelle:
- Zauberpflanzen und Amulette: ein Beitrag zur Culturgeschichte und Volksmedicin von Ernst Moritz Kronfeld. Wien: Verlag von Moritz Perles, 1898.
- Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort. Sprach- und sittengeschichtliche Aphorismen von Constant v. Wurzbach. Verlag von Rudolf Lechner, 1864.
Bildrechte: Ähriges Christophskraut (Actaea spicata) Lazaregagnidze. Lizensiert unter: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported.
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