Felljacke der Hirten des Val d’Hérens. Kanton Wallis.
Felljacke, Messer, Schaber.
Gerätschaften und Gebräuche im Kanton Wallis.
Neben den bis jetzt mehr entwicklungsgeschichtlich und systemweise besprochenen Gegenständen altertümlicher Art und Provenienz, seien noch kurz einige einzelne Objekte aufgeführt, die ebenfalls einen sehr archaistischen Eindruck machen.
Felljacke. Jacke aus gelb und schwarzem Ziegenfell mit langen Ärmeln, wie sie früher die Hirten auf den Alpen des Val d’Hérens bei kalter und schlechter Witterung trugen, wie sie aber seit Jahrzehnten obsolet geworden sind. Die Jacke, 75 cm lang, mit den Haaren nach aussen, innen mit grober Sackleinwand gefüttert, gab wohl ausgezeichneten Schutz gegen die Unbilden des Wetters.
Die ethnographischen Parallelen, hier gegeben durch die Notwendigkeiten eines ähnlichen Milieu, des Hochgebirges und des hohen Nordens, ergeben sich massenhaft, wenn wir an die ähnlichen Pelzkleider denken, wie sie die Völker der Arktis gebrauchen, die Eskimos, Lappen, Samojeden und die sibirischen Arktiker (Fig. 43).
Diese Pelzkleider der der Witterung besonders ausgesetzten Hirten, die früher wohl sicher viel verbreiteter im Gebirge waren als jetzt, finden sich auch noch in den faunartigen Gewändern aus Ziegenfell der Hirten des Apennin Gebirges in Italien.
Solche Gestalten mögen wohl Böcklin Anstoss zu seinem Gemälde gegeben haben, wo Pan einen Hirten erschreckt.
43. Pelzjacke der Hirten, Val d’Hérens. Sammlung für Völkerkunde, Basel.
44. Wetzstein und Messer mit Griff aus Ziegenhorn. Sammlung für Völkerkunde, Basel.
45. Messer mit Hirschhorngriff aus dem bronzezeitlichen Pfahlbau Mörigen. Museum Schwab, Biel.
Messer. Eine archaistische Technik, wie sie in ähnlicher Weise auf die Zeit unserer Pfahlbauer zurückgeht, zeigen dann Messer, wie sie noch selten in Evolena und Umgebung vorkommen, deren Griff aus Ziegenhorn besteht, wie bei dem ersten aus Hirschhorn und z. B. bei den Eskimos heute noch aus Rentierhorn besteht. So hat auch ein Wetzstein noch einen Griff aus Ziegenhorn. Solche Messergriffe kamen, wie mir ein Mann aus der Pruntruter Gegend mitteilte, in seiner Jugendzeit im Ajoie noch häufig vor, dürften jetzt aber auch verschwunden und obsolet sein wie in Evolena. (Fig. 44 und 45.)
Quelle: Volkskundliche Untersuchungen von einem internationalen Kreise befreundeter Forscher. Eduard Hoffmann-Krayer dargebracht zur Feier des Zwanzigjährigen Bestehens des Schweizerischen Archivs für Volkskunde. Im Auftrage der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde; Hanns Bächtold-Stäubli. Basel: Schweiz 1916.
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