Empfangssaal eines vornehmen Hauses in Paris des 17. Jh
FRANKREICH XVII. JAHRHUNDERT.
EMPFANGSSAAL EINES VORNEHMEN HAUSES.
Die charakteristische Eigentümlichkeit der Zimmerausstattung im 17. Jahrhundert war die Bekleidung der Wände mit Holztafeln (Paneele, Panneaux), die aus Tannen- und Eichenholz geschnitten waren. Diese Vertäfelung hatte anfangs den praktischen Zweck, die Feuchtigkeit der Wände abzuhalten und dadurch die neuerbauten Häuser eher bewohnbar zu machen. Später war ihre Bestimmung eine rein dekorative.
Wie noch heute in Speisezimmern liess man ursprünglich die Paneele nur bis Kopfhöhe an den Wänden anbringen. Mit der Zeit stiegen aber die Paneele vom Fussboden bis zur Decke empor, in halber Höhe durch eine durchgreifende architektonische Gliederung von einander getrennt, wie sie auch der auf unserer Tafel dargestellte Raum zeigt. Derselbe ist unter dem Namen Cabinet de l’amour bekannt und befand sich im Hôtel Lambert in Paris, einem an der Spitze der Insel St. Louis gelegenen Palast, der heute dem Fürsten Czartoryski gehört (zwischen den Stadtvierteln Marais, Quartier Latin und der Île de la Cité). Die von Stephan Baron ausgeführte Restauration des Raumes ist auf Grund eines Stiches von B. Pieart und mit Hilfe der gleichzeitigen vergoldeten Täfelungen erfolgt, die sich noch in einem Schlafzimmer des Palais befinden.
Der Raum, der das „Cabinet Amors“ nach den den Triumph Armors verherrlichenden bildlichen Darstellungen und Schnitzereien genannt wurde, ist nach einem Entwurf Lesueurs von diesem und von Perrier, Romanelle, Herman und Patel dekoriert worden. Die Amoretten mit den Waffen der Götter sind von Lesueur selbst gemalt. Dieser Raum liegt im Erdgeschoss. Im oberen Stockwerk ist die noch existierende Galerie des Travaux d’Hercule von Lebrun ausgemalt worden. Das Hotel, eines der glänzendsten des Jahrhunderts, wurde für den Parlamentsrat und späteren Präsidenten der Rechnungskammer Claude Jean Baptiste Lambert, Herrn von Thorigny, nach den Plänen von Le Vau erbaut.
Die Paneele waren viereckig (quadratisch und oblong), rund oder oval. Sie waren von einem Rahmen umgeben, der aus einem Gesims, Leisten, Rundstäben, Hohlkehlen u. s. w. bestand und aus Eichenholz geschnitzt war. Die Ornamente waren zum Teil so aufgemalt, dass mit den Malereien eine plastische Wirkung erzielt wurde. Diese Rahmen waren durchweg vergoldet. Doch sind auch zahlreiche Paneele (z. B. im Hôtel Carnavalet) erhalten, welche nicht vergoldet, sondern mit weissen Reliefmalereien dekoriert sind. Die Paneele waren mit Landschaften, Genrebildern, mythologischen und allegorischen Gemälden bedeckt. Um die Wirkung dieser Vertäfelung nicht zu beeinträchtigen, wurden keine Möbel an die Wände gestellt. In den Mauern waren Räume für Wandschränke gelassen worden, deren Türen einen Bestandteil der Vertäfelung bildeten. Nur an den vertikalen Gliederungen des Getäfels wurden Konsolen mit chinesischem Porzellan, mit Figuren u. dgl. angebracht.
Über dem Kamin ist ein Spiegel eingelassen, dessen Dimensionen im XVII. Jahrhundert noch bescheidene waren. Die Anfertigung von Spiegelgläsern durch Belegung des Glases mit Zinn u. s. w. hatte erst im XVI. Jahrhundert begonnen. Wenn man grosse Spiegel haben wollte, musste man mehrere Stücke zusammensetzen. Im Laufe des XVIII. Jahrhunderts begannen die hohen Spiegel aus einem Stück in der Zimmelrdekoration eine hervorragende Rolle zu spielen.
Die beiden Pilaster, die unsere Restauration einschliessen, waren in Vestibülen oder in grossen Galerien und Sälen üblich. Die grossen Bronzeplatten dienten dazu, um den Lichtschimmer zu reflektieren.
Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.
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