Kriegstrachten, Rüstungen vom 9. bis 13. Jahrhundert.
FRANKREICH MITTELALTER.
Abbildungen:
1, 5, 6, 8, 10,
2, 4, 11,
3, 7, 9, 12,
13, 14, 15, 16, 17,
KRIEGSTRACHTEN AUS DEM IX. BIS XIII. JAHRHUNDERT.
Nr. 16.
Neuntes Jahrhundert. Zeit Karls des Grossen. Waffenrock mit Eisenplatten, die auf einem Lederwams befestigt sind. Rock aus gefaltetem Leder, der mit dem schottischen Kilt verwandt ist. Eiserner, aus vier Platten zusammengeschmiedeter Helm mit einer ledernen Helmzier und einer Lederkappe darunter, an welcher noch Kinnschienen angebracht sind. Das Schwert mit bronzenem Griff und stumpfer Spitze ist eine Hiebwaffe, welche sich in dieser Gestalt noch bis zum 13. Jahrhundert erhielt. Der kreisförmige Schild ist mit einem metallenen Nabel (umbo) bewehrt, wie die antiken Schilde. Die Beine sind mit ledernen Strümpfen versehen, welche mit Riemen umwickelt sind. Das Hemd, dessen rote Ärmel man sieht, der Mantel und die Hosen sind von Wolle. Die Lanze ist mit einer seidenen Doppelquaste geschmückt. Der Sporn Nr. 9 ist von Eisen. Die gesamte Tracht erinnert noch an die römische.
Nr. 14. Zehntes Jahrhundert. Aus der Zeit Hugo Capets (König der Franken von 987 bis 996). Lederwams, das mit Nägeln oder Metallplättchen und mit Lederriemen besetzt ist. Nr. 5 gibt eine deutlichere Anschauung von dieser Anordnung. Als Kopfbedeckung dient ein kugelförmiger Helm mit Spitze, unter welchem sich eine Kapuze aus Panzerplättchen wie das Wams befindet. Schwert am Wehrgehenk und Streitaxt mit langem Stiel. Runder, konvexer Schild mit Nabel, Sporn mit langem Dorn nach arabischer Art. S. Nr. 7. Das Leder spielte damals die Rolle der späteren Metallrüstungen.
Nr. 13. Elftes Jahrhundert. Zeit Philipp I. Waffenrock oder Broigne (Brünne) aus doppelt oder dreifach über einander gelegter Leinwand oder Leder mit darauf genähten Ringen. Nr. 1 zeigt das System deutlicher. Die Kapuze bildet mit dem Waffenrock, dem sogenannten normannischen, ein Stück. Derselbe nimmt unten die Form eines Beinkleides an. Wenn man ihn anzog, musste man zuerst die Beine hindurch stecken und befestigte ihn dann auf den Schultern. Die Ringe wurden auf der Leinwand mit starken Bändern festgenäht. Sie griffen nicht wie die Panzermaschen über einander, sondern berührten sich nur. Der Helm ist von Eisen oder Bronze und mit den Wappenfarben seines Trägers bemalt. Die Glocke des Helms ist planimetrisch neben Nr. 2 dargestellt. Der Helm ist eiförmig und mit festem Nasenschutz versehen. Das Schwert hat noch dieselben Formen wie früher: es ist gerade, hat einen Kreuzgriff und ist unten stumpf. Der lange, unten spitz zugehende Schild ist unter Nr. 4 dargestellt. Man hing ihn an einem Riemen um den Hals und trug ihn auf der linken Schulter. Die Handhaben im Innern bildeten ein Rechteck, durch welches man die Hand hindurch steckte. Der Schild war von Holz, mit Leder überzogen und mit einem metallenen Rande und metallenen Beschlägen versehen. Man malte ein Tier darauf, das anfangs noch nicht das des Wappen war. Die Handschuhe sind Fäustlinge von Leder. Nur der Daumen ist frei gearbeitet. Die Fussbekleidung ist von Leder, die Beine sind mit Fellen umwickelt. Die Lanze ist mit einem Fähnlein mit der Farbe des Trägers versehen. Der Sporn Nr. 3 ist kurz.
Nr. 17. Zwölftes Jahrhundert. Regierung Karls des Dicken.
Der hölzerne, bemalte Schild. ist sehr spitz und lang, sodass er fast die ganze Gestalt des Trägers verbirgt, und mit einem sehr hohen Nabel bewehrt. Das Panzermaschenhemd, Haubert genannt (die Details unter Nr. 6, 10 und 11), ist über einen langen Rock von blauen Wollstoff gezogen. Lederhandschuhe mit Fingern, Lederschuhe mit Stahlstreifen, vergoldete Sporen, ein bemalter Helm aus Eisen mit festem Nasen- und beweglichem Nackenschutz, eine wollene Kapuze und ein reich mit Metall und Edelsteinen besetzter Schwertgurt vervollständigten diese kriegerische Ausrüstung. Das breite Schwert steckt in einer kunstvoll gearbeiteten Scheide. Das Horn in der Rechten ist aus geschnitztem Elfenbein. Die ganze Tracht, in welcher Gottfried Plantagenet auf einer berühmten Emailmalerei aus Mans dargestellt ist, zeigt den durch die Kreuzzüge veranlassten Einfluss des Orients, insbesondere der Sarazenen.
Nr. 15. Dreizehntes Jahrhundert. Anfang der Regierung Ludwig des Heiligen (1214-1270. 1226 bis 1270 König von Frankreich). Der Körper ist ganz mit der Maschenrüstung bedeckt. Dieselbe erstreckt sich als Kapuze über den Kopf, über die Hände und Füsse. Auf dem Kopf liegt ein runder Wulst, um das Tragen des schweren Helms, den man Topfhelm nennt, zu erleichtern. Derselbe ist hinten mit einem Riemen befestigt. Ein langer Waffenrock aus dicker Seide ist über die Rüstung gezogen, welche dadurch vor Sonne und Regen geschützt wird. Das lange Schwert ist zu Stoss und Hieb tauglich. Die Scheide ist mit einer Schnalle am Gurt befestigt. In dem Degenknopf waren gewöhnlich Reliquien enthalten. Der Schild (Nr. 8) hat keinen Nabel mehr. Im Gürtel steckt noch ein Dolch. Der Sporn hat drei Spitzen. Diese Tracht ist dem Siegel Matthäus II. Herzog von Lothringen, entlehnt.
(Aus der Sammlung von Kriegstrachten im Artilleriemuseum in Paris. Vergl. Leclerc, Notice sur les costumes de guerre, Musée d’artillerie, Paris 1876)
Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.
Ähnlich
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!