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Gallier. Die Bewohner Galliens vor der römischen Eroberung.

GALLIER.

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DIE BEWOHNER GALLIENS VOR DER RÖMISCHEN EROBERUNG. KRIEGERTYPEN DER SALISCHEN FRANKEN.

DIE BEWOHNER GALLIENS VOR DER RÖMISCHEN EROBERUNG. KRIEGERTYPEN DER SALISCHEN FRANKEN.

DOPPELTAFEL.

Nachdem die Gallier, Abkömmlinge der gälischen und kymrischen Stämme (Kelten), eine Zeit lang Europa mit dem Ruhm ihrer Waffen erfüllt hatten, befanden sie sich seit dem zweiten und dritten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung in einem Zustand der Schwäche, der sie den Einfällen der Germanen gegenüber wehrlos machte und den Römern die 125 v. Chr. begonnene Eroberung des Landes wesentlich erleichterte.

Die Funde aus dem Bronze- und Eisenzeitalter entsprechen durchweg dem gewöhnlichen keltischen Typus. Vom Anfang des dritten Jahrhunderts v. Chr. machte sich ein besonderer Luxus in edlen Metallen bemerkbar, der von dem Reichtum des Landes zu dieser Zeit zeugt.

Nach dem letzten unglücklichen Unabhängigkeitskrieg unter Vercingetorix (* ca. 82 v. Chr.; † 46 v. Chr. in Rom) wurden römische Tracht und Sitte in Gallien allgemein herrschend.

GALLIER. MÄNNLICHE TYPEN.

  • Nr. 1 und 2. Häuptlinge, nach Bronzemünzen. Nr. 1 trägt den Namen des Sutticos von Rouen, eines Arcantodon, oder Häuptlings der Veliocassen zur Zeit Cäsars. Aufgenommenes und über dem Scheitel geknotetes Haar. Quer gestreifter Kriegsrock.
  • Der Karnutenhäuptling (auch Carnuti oder Carnuten) Nr. 2 trägt das herabhängende Haar mit einer dreifachen, an der Seite geknüpften Binde umwunden. Das Halsband besteht aus einer Reihe farbiger Perlen. Die Inschrift zeigt den Namen Catal (veröffentlicht von Hucher in der Art gaulios).
  • Nr. 3. Krieger. Nach alten Mustern zusammengestellt. Kriegsrock ohne Ärmel wie auf den Basreliefs der Trajanssäule. Aufgenommenes und geknotetes Haar. Armbänder nach den im Museum in Vannes befindlichen Halsband.
  • Nr. 7. Bauer. Zusammenstellung.
    Vergata, Rock mit vertikalen Streifen, mit Schnallengurt nach einem Statuettenfragment der Sammlung Edmond Tudot im Museum in Moulins. Halsband mit Gehänge, im Museum in Saint-Germain. Steinaxt oder Hacke. Anliegende Stiefeletten.
  • Nr. 10. Krieger, sich an einen Menhir lehnend. Zusammenstellung. Helm, angeblich aus Falaise, im Museum des Louvre. Panzer mit getriebenen und punktierten Ornamenten. Torques, gefunden auf dem Kirchhof von Crons, bei Vertus in der Champagne. Schwert aus der Sammlung Troyon, veröffentlicht von Ed. Charton in seiner Histoire de France. Lanze nach der des Fahnenträgers auf dem Revers einer Münze des Espasnactus oder Lucterios, eines Häuptlings der Arverner (Sammlung Hucher). Schild nach den Basreliefs des Triumphbogens von Orange. Hose, wie sie die Gefangenen auf dem Sarkophagrelief der Vigna Amendola (Ammendola-Sarkophag des Kapitolinischen Museums in Rom) tragen. Gallica, Schuh mit dicker Sohle, über dem Spann geschnürt.
  • Nr. 11. Bewaffneter Bauer. Zusammenstellung.
    Phrygische Mütze, wie auf zwei Bronzestatuetten, gefunden bei Autun 1875 und zu Tournay. Art, den Gürtel zu tragen nach den Statuetten von Moulins. Caracalla oder palla gallica mit langen Ärmeln, durch den Kaiser Marcus Aurelius Antoninus, genannt Elagabal (204–222) (Ursprünglich hieß er Varius Avitus Bassianus) von Gallien nach Rom importiert. Zwei Lanzen mit langer Spitze. Schuhwerk wie Nr. 7.
  • Nr. 9, 12, 13 und 14. Bauern. Verschiedene Arten des Bardocucullus.
    Der Bardocucullus ist ein Mantel mit Kapuze (Kapuzenmantel aus Filz). Nr. 12 und 13 zeigen dieselbe Figur von zwei Seiten. In Nr. 14 ist der Bardocucullus nur noch eine Kopf und Schultern bedeckende Kappe. Nr. 9 stellt den Gott Risus dar. Nr. 12, 13 und 14 sind nach den Statuetten des Museums in Moulins rekonstruiert.
  • Nr. 16. Krieger. Zusammenstellung.
    Helm, gefunden 1872 in Berru von Herrn von Barthélemy. Ornamente des Panzers nach denen eines in Alise in der Franche-Comté gefundenen. Zwei Speere und Rundschild an Riemen über dem Rücken hängend. Dolch nach den Funden von Brenzolo bei Guingamp im Departement Côtes-d’Armor. Beinschienen, wie auf der oben erwähnten Münze des Espasnactus. Breites zweihändiges Schwert nach den galloitalienischen Grabfunden von Sesto Calende (Golasecca-Kultur) in Italien.
  • Nr. 21. Fahnenträger der Fusstruppen. Zusammenstellung.
    Als Feldzeichen dient der gallische goldene Eber. Helm mit Hörnern und Rad als Helmzierde nach den Reliefs des Triumphbogens von Orange. Gestreifter Kriegsrock. Dreieckiger Dolch am Gürtel hängend. Hosen über dem Knöchel geschnürt. Kriegsmantel ähnlich dem sagnum, der Römer.
  • Nr. 22 und 23. Reiter.
    Die Abbildungen sind nach den von Eugène Hucher in seiner Art gaulois *) veröffentlichten Münzen gezeichnet. Nr. 22, aus Silber, trägt den Kopf des Litavicus, des Häuptlings der Aeduer, Nr. 23, aus Bronze, zeigt die Inschrift Cicüdu Bei. Die Aufschirrung der Pferde ist den Fragmenten von Terrakottastatuetten der Sammlung Tudot entlehnt.

*) L’art gaulois, ou, Les Gaulois d’après leurs médailles par Eugène Frédéric Ferdinand Hucher (1814-1889).

  • Nr. 33 und 39. Gewaffneter Krieger. Abbildung nach den Skulpturen des Triumphbogens von Orange.
    Eisenkappe mit Hörnern, Rad und Backenklappen (vgl. Nr. 39).
    Das sagulum, mit einer Agraffe befestigt, lässt den nackten Oberkörper frei. Halsband aus kleinen runden Perlen. Ein Ledergürtel hält die wollene, über dem Knöchel geschnürte Hose. Schuhe mit dünner Sohle. Die Schwertscheide hängt an einer Kette, die eiserne Klinge hat einen Mittelgrat. Der runde, lederbezogene Holzschild ist an einem Riemen befestigt und hat einen eisernen Buckel.
  • Nr. 34. Krieger mit der carnyx, Kriegstrompete.
    Die carnyx ist ein Signalhorn aus Bronze, weiter schallend, als die buccina der Römer.
    Eisenkappe mit Backenklappen, darüber eine weite Pelzmütze. Rock und Hose gestreift, über dem ersteren eine Art Schultermantel aus demselben Stoff. Gürtel, Schwert und Schild wie Nr. 33.
  • Nr. 35. Gallischer Häuptling mit Feldzeichen. Ergänzung nach der Münze des Verotal.
    Helm aus vergoldeter Bronze mit Haarbusch und Raubvogelflügeln. Lederkoller mit Bronzeknöpfen. Schultermantel. Gürtel mit Schwertkette. Rote caracalla nnd ebensolche Hosen mit ledernen Strumpfbändern unter dem Knie. Der bemalte und gebuckelte Holzschild ist sechseckig wie der unter Nr. 10 abgebildete.
  • Nr. 15, 17,18,19,20,24, 25,26,27,28,29 und 31. Der Numismatik entlehnte Ergänzungsteile.
  • Nr. 15. – Soldat, den Schild auf dem Rücken wie Nr. 16, nach einer galatischen Münze (Galatien, Kelten), publiziert von Smith in seinem Dictionnaire de biographie et de mythologie.
  • Nr. 17 und 18. – Revers einer Münze Cäsars. Der gebundene Gefangene befindet sich neben der Trophäe.
  • Nr. 19. – Sichelwagen von einer Münze Cäsars, neben einer Trophäe gallischer Waffen.
  • Nr. 20. – Peltaähnlicher Schild aus einer Trophäe von einer Münze Cäsars.
  • Nr. 24. – Hahn in kampfbereiter Stellung von dem Revers einer griechischen Münze mit dem Bilde der Athena.
  • Nr. 25. – Keltiberischer Helm von einer gallischen Münze mit dem Bild der Carmo (jetzt Carmona), einer befestigten Stadt in Hispania Boetica.
  • Nr. 26. – Eber in kampfbereiter Stellung, Münze der Stadt Avenio (Avignon).
  • Nr. 27. – Schild aus einer Trophäe von einer Münze Cäsars (Nr. 19).
  • Nr. 23 und 29. – Schild und Trophäe von einer Gedenkmünze auf den Triumph Cäsars.
  • Nr. 31. – Trophäe gallischer Waffen, Gedenkmünze auf den Triumph Cäsars.

GALLISCHE FRAUEN.

Nr. 4, 5, 6 und 8.

  • Nr. 4 ist nach einer Statuette der Sammlung Tudot aus den Funden in der Umgegend von Clermont, Moulins und Vichy reproduziert. Frei herab wallendes Haar, Tunika mit langen weiten Ärmeln, nackte Füsse, in der Hand eine gallische Vase.
  • Nr. 5. – Publiziert von Dom Martin in seiner Religion des Gaulois. Kleidung ähnlich der der heutigen Bäuerinnen.
  • Nr. 6. – Reproduziert nach den Gefangenen vom Triumphbogen von Orange. Zwei Tuniken übereinander, pallium, Schuhe.
  • Nr. 8. – Haartracht nach einem Medaillon des Museums in Moulins, den Apollo Belenus darstellend. Dieser Kopftracht war den bei Tisch bedienenden Frauen eigentümlich (acercomes).

Nach der römischen Eroberung nahmen die Gallierinnen mit Vorliebe die griechische Tracht an (corymbus, anadema, diadema). Die Witwen und älteren Frauen trugen den Mantel, dessen Ende über den Hinterkopf gezogen wurde. An grossen Festtagen bedeckten sie das Haupt mit einer Art Tiara; das Haar ruhte in einem Goldnetz und wurde mit Asche gepudert. Allerlei kosmetische Mittel und Schminken waren im Gebrauch. Die Frauen aus dem Volk trugen lange Röcke und Schürzen. Die Mieder waren tief ausgeschnitten, die Arme nackt.

FRÄNKlSCHE KRIEGER.

  • Nr. 36. Merovingischer Häuptling.
    Nr. 30, 38 und 40. Details seiner Rüstung.
    Ergänzt nach den Fundstücken eines Grabes in Pouan, Departement Aube. Der Helm besteht aus einer Lederkappe mit Bronzering. Kurze Tunika mit offenen Ärmeln und eine Art schottischen Schurzes. Die Fussbekleidung wird durch breit sich um das Bein kreuzende Bänder gehalten. Eisensporen mit Spitze. Ein breites Lederbandelier hält das Schwert mit bemalter Holzscheide (vgl. Nr. 40). Der Kriegsmantel verdeckt zum Teil die Halsketten (vgl. Nr. 30). Der Schild mit eisernem Buckel hängt an einen Lederriemen. Die die Lanze haltende Hand ist mit Ringen geschmückt. Nr. 38 zeigt das Detail der fränkischen Streitaxt in der rechten Hand.
  • Nr. 37. Fränkischer Krieger.
    Nr. 32. Detail seiner Rüstung. Die Bewaffnung besteht in dem Scamasax, dem Wurfspiess und der fränkischen Streitaxt. Die Kleidung ohne Mantel und Schurz gleicht der des Häuptlings Nr. 36. Nr. 32 gibt das Detail der Schnalle des Bandeliers, welches den Scamasax hält. Das Haupt mit lang herabfallendem Haar ist unbedeckt.

Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 16. 21, 22 und 23 verdanken wir den Mitteilungen des Herrn Henri du Cleuziou. Nr. 30, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39 und 40 gehören der ethnographischen und militärischen Sammlung des Artilleriemuseums in Paris an und sind nach Photographien reproduziert. Nr. 17, 18, 19, 20, 27, 28, 29 und 31, bei denen die Herkunft nicht ausdrücklich angegeben ist, sind den Romanae et Graecae antiquitatis monumenta des H. Goltzius, Antwerpen. 1608 entlehnt.

Vgl. Amédée Thierry, Histoire des Gaules depuis les temps les plus recules, 1857. – Henri Martin, Histoire de France. Eugène Hucher, L’Art Gaulois ou les Gaulois d’après les médailles, 1869-74. Quicherat, Histoire du costume en France. E. Bosc und L. Bonmemère, Histoire nationale des Gaulois sous Vercingétorix, 1882.

Quelle: Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.

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