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Speke Hall. Tudorstil aus der Zeit der englischen Königin Elisabeth I.

DOPPELBLATT.

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SALON VON SPEKE HALL. ENGLAND. TUDOR.

ENGLAND. TUDOR. INNENARCHITEKTUR AUS DER ZEIT VON KÖNIGIN ELISABETH I.

Tudorstil 1485 bis 1603.

Dieser Raum ist der Speisesaal des im XVI. Jahrhundert erbauten festen Schlosses Speke Hall in Lancashire, acht Meilen von Liverpool, bei Mersey. Die ausgetrockneten Gräben des Schlosses sind heute in Gärten verwandelt. Es ist eines der wichtigsten Beispiele der Schlösser jener Zeit. Die innere Dekoration desselben ist reich und kostbar. Obgleich mehrere Teile desselben älteren Datums sind, schreibt eine unter dem Portal angebrachte, von 1598 datierte Inschrift die Erbauung dem Sir Edward Norris zu. Vor einigen Jahren ist der von uns reproduzierte Speisesaal unter der Leitung von Joseph Brereton geschickt restauriert worden.

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Tor der Hofeinfahrt zu Speke Hall. Lancashire.

Seit dem Jahre 1509 war in England der Tudorstil vorherrschend gewesen. Als man unter dem Einfluss der Italiener in Frankreich, Spanien und Deutschland zu den antiken Stilformen zurückkehrte, schuf man sich in England mit Hilfe einheimischer Architekten eine eigene Renaissance, die man als „Elisabethanischen Stil“ bezeichnet, der von etwa 1530-1600 in England vorherrschte.

Der Speisesaal des Schlosses Speke ist ein weiter, schöner Raum, dessen Dimensionen und grosser Kamin dem Bild eines reichen Schlossherrn entspricht. Bemerkenswert ist die Dekoration der Decke. Die Balken sind kreuzweise durcheinander gezogen, so dass sie Kassetten bilden, und mit einer reichen, aus Hopfenranken gebildeten Ornamentik in zartem Relief netzartig überzogen. Ebenso die innern Flächen der Kassetten. Das Wandgetäfel steigt bis zur Decke empor; der aus Holz reich geschnitzte Kaminmantel ist mit Figuren bedeckt, die meist Portraits zu sein scheinen. In der Mitte sieht man den Schlossherrn Sir Edward Norris und seine beiden Frauen, und unter ihnen ihre Kinder.

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Die Große Halle von Speke Hall.

Der geschlossene, erkerartige Vorbau gibt dem Raume einen ganz besonderen Reiz. Er unterscheidet sich wesentlich von den Mauernischen des Mittelalters schon dadurch, dass er durch die breiten Fenster den Eingang einer reichen Lichtmasse ermöglicht. Die Notwendigkeit eines solchen Lichteinlasses erklärt sich durch das neblige Klima Englands. Man erhält von aussen soviel Licht, als nur irgend möglich, und kann einen weiten Umblick gewinnen, ohne sich der Feuchtigkeit der Luft auszusetzen.

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Erkerfenster in der Großen Halle. Speke Hall. Lancashire.

Man findet diese auf Balken vorgekragten Erker an allen englischen Schlössern und Landsitzen, für die sie gewissermaßen typisch sind, sei es in Gestalt eines verglasten Balkons oder eines Türmchens oder einer eckigen Laterne. An ihren Fassaden zeigen diese Bauwerke vornehmer Häuser einfaches Fachwerk. Die Balken sind gewöhnlich schwarz angestrichen, und die zwischen ihnen liegenden Wandflächen sind weiss getüncht. Hohe Giebeldächer krönen die Gebäude.

Der Tudor Architekturstil ist die letzte Entwicklung der mittelalterlichen Architektur in England, während der Tudor-Periode (1485-1603) und sogar darüber hinaus, und auch die vorläufige Einführung der Renaissance-Architektur in England.

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Gartenfront von Speke Hall.

Im Allgemeinen bezieht er sich nicht auf die gesamte Periode der Tudor-Dynastie (1485-1603), sondern auf den Stil, der in Gebäuden von gewissem Rang in der Zeit zwischen 1500 und 1560 verwendet wurde. Er folgte dem spätgotischen Perpendikularstil oder auch Rectilinear Style („geradliniger Stil“) und wurde ab etwa 1560 von der Elisabethanische Architektur ersetzt.

In den weitaus traditionelleren Stilen der volkstümlichen Architektur ist „Tudor“ zu einer Bezeichnung für Stile wie Fachwerk geworden, die die wenigen noch erhaltenen Gebäude aus der Zeit vor 1485 und andere aus der Stuartzeit kennzeichnen. In dieser Form hat sich der Tudor-Stil lange Zeit den englischen Geschmack bewahrt.

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Kamin im Salon von Speke Hall.

Nichtsdestotrotz ist der „Tudorstil“ eine schwierige Stilbezeichnung, mit seinen implizierten Andeutungen von Kontinuität durch die Zeit der Tudor-Dynastie und dem irreführenden Eindruck, dass es einen Stilbruch bei der Thronbesteigung von James I. im Jahr 1603, dem ersten des Hauses Stuart, gab.

Gebäude im Tudorstil weisen mehrere Merkmale auf, die sie von mittelalterlichen und später im 17. Jahrhundert errichteten Gebäuden unterscheiden. Die frühesten Anzeichen der Renaissance tauchen unter Heinrich VII. auf; während die meisten seiner Bauprojekte nicht mehr stehen, begann die Renaissance in England eigentlich unter ihm und nicht unter seinem Sohn Heinrich VIII. zu blühen, was durch zahlreiche Aufzeichnungen darüber belegt wird, was und wo gebaut wurde, welche Materialien verwendet wurden, welche neuen Merkmale in der Gartengestaltung verwendet wurden, die überhaupt nicht in das Muster des früheren mittelalterlichen ummauerten Gartens passten. Briefe des Königs, in denen er seine Wünsche und die seiner Frau Elizabeth of York im Fall von Greenwich Palace zum Ausdruck brachte, sowie sein eigenes Interesse an der Neuen Wissenschaft.

(Aus der Publikation von Joseph Nash: The Mansions of England in the olden time, London 1872).

Quelle:

  • Geschichte des Kostüms in chronologischer Entwicklung von Auguste Racinet. Bearbeitet von Adolf Rosenberg. Berlin 1888.
  • The mansions of England in the olden time by Joseph Nash. London: T. M. Lean, 26 Haymarket, 1839.

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