Ring, Nibelungen, Richard Wagner,
Der Ring des Nibelungen. Figurinen von Prof. Carl Emil Doepler.

Der Ring des Nibelungen. Kostüm Entwürfe von Carl Emil Doepler.

Das Rheingold.

Das Rheingold aus der Oper Der Ring des Nibelungen von Richard Wagner. Kostümentwürfe für den ersten Ring-Zyklus von Carl Emil Doepler, 1876. Uraufführung am 22. September 1869 im Königlichen Hof- und Nationaltheater München.

Abbildungen

Beschreibung der Figuren und Kostüme.

Wir führen die Gestalten in der Scenenfolge der Dichtung vor.

  • 1. Das Rheingold. Die Rheintöchter Wellgunde, Woglinde, Floßhilde.
  • 2. WOTAN  (Odin). Heervater Wotan. In der germanischen Mythologie, ist Odin (vom altnordischen Óðinn) ein weitverbreiteter Gott. In der nordischen Mythologie, von wo aus die meisten überlieferten Informationen zu dem Gott stammen,  steht Odin für Heilung, Tod, Königswürde, Galgen, Wissen, Kampf, Magie, Poesie, Raserei, und dem Runenalphabet. Er ist der Ehemann der Göttin Frigg. In der großen germanischen Mythologie wurde Odin im Altenglischen als Woden, in Alt Sächsisch als Woden bekannt und im Althochdeutschen als Wuotan oder Wodan, die alle aus dem rekonstruierten Proto-germanischen theonym wodanaz stammen.
  • 3. Fricka und Freia, Zwillinge aus dem Göttergeschlecht der Wanen. Freia oder Freyja, Göttin der Liebe, Schönheit und Fruchtbarkeit. Fricka oder Frigg, Gemahlin Wotans (Odin). In der germanischen Mythologie ist Frigg (Altnordisch), Frija (Althochdeutsch), Frea (Langobardisch) und Frige (Altenglisch) eine Göttin. In nahezu allen Quellen wird sie als die Frau des Gottes Odin beschrieben. Im Althochdeutschen und altnordischen Quellen, ist sie auch mit der Göttin Fulla verbunden. Der englische Name des Wochentages Freitag (etymologisch Alt Englisch frige Tag„) bezieht sich auf ihren Namen.
  • 4. Der Riese Fasolt. Zusammen mit seinem Bruder Fafner Erbauer der Götterburg Walhall.
  • 5. Der Riese Fafner.
  • 6. Donner oder Thor. Einer der gefürchtetsten Götter.
  • 7. Froh. Die Sichel in seiner Hand deutet auf seine Herrschaft über die Erdgewächse.
  • 8. Loki oder Loge. Der heimtückische Feind der Götter, dessen Rath Wotan zu seinem Unheil annimmt.
  • 9. Alberich der Nibelunge. Ein dunkler Panzer umschliesst seinen Leib, auf dem Kopf trägt er eine Art Mauerkrone aus edlen Erzen.
  • 10. 11. Die Nibelungen. Steigen, mit den Geschmeiden des Hortes beladen, aus der Kluft empor.
  • 12. Erda. Die Urwala Erda, „der Welt weisestes Weib“ und Mutter der Nornen.
  • 13. Der Wälsenspross Siegmund.
  • 14. Sieglinde.
  • 15. Kunding, der Gatte Sieglindes.
  • 16. Wotan als Heervater in strahlender Rüstung.
  • 17. Die Walküre Brünnhilde.
  • 18. Die Walküre Waltraude.
  • 19-23. Die Walküren.
  • 24. Mime der kunstreiche Bruder Alberichs.
  • 25. Siegfried in Jugendgestalt.
  • 26. Wotan als Wanderer.
  • 27. Alberich.
  • 28. Die Nornen.
  • 29. Brünnhilde.
  • 30. Siegfried in vollen Waffen.
  • 31. Gunther.
  • 32-35. Mannen Gunthers.
  • 36. Barde und Kinder.
  • 37. Knechte mit Jagdbeute.
  • 38. Gutrune, Gunthers Schwester.

Weiterführend:

Einleitung (Originaltext)

Wie im Alterthum die olympischen Spiele Griechenlands edle Jugend zum Wettbewerb „im Kampf der Wagen und Gesänge“ zusammenriefen, so hat seit nunmehr dreizehn Jahren die Energie eines Tonmeisters ein Städtchen wie Bayreuth zu einem Wallfahrtsort der Kulturelemente der ganzen gebildeten Welt umzuschaffen vermocht. Von dort aus ergoss und ergiesst sich immer wieder ein Strom neuer Anregungen, welcher dem geistigen und künstlerischen Leben nicht nur Deutschlands, sondern ganz Europas eine neue Physiognomie verleiht. Mit welcher Gewalt dieser Strom über alle Länder dahin braust, alte Kulturen mit sich reisst, um aus dem unversieglichen Quell der Ursagen geschöpfte und in neue Formen gegossene Traditionen lebensvoll ausgestaltet an Stelle der alten zu setzen, werden spätere Geschlechter besser zu würdigen im Stande sein, als das, welches ringend mitten in der Brandung der neuen Elemente steht. Um die Herrschaft der klassischen Mythologieen ist’s geschehn und im Jubel über das geeinte Deutschland, über diesen endlich in Erfüllung gegangenen Völkertraum schlägt das junge Reich die holden Götter Griechenlands und Latiums in die Flucht, um den markigen, aus Edda und Skalda in die altdeutsche Literatur getragenen Gestalten in der auferstandenen Kaiserpracht Heimathsrecht zu verschaffen.

Die eingeborene Götterwelt vertreibt die fremde eingebürgerte, denn man kann den Völkern Skandinaviens, welche die „Edda“ als ihr ausschliessliches Eigenthum betrachten möchten, mit Jacob Grimm erwidern, dass „der Norden von unsern Vorfahren empfing, was er uns rettete.“
Um diesen urdeutschen Göttern das Stammrecht nachzuweisen, hat Richard Wagner sich in den Irrgängen der Weltgeschichte bis zu dem Zeitpunkt verloren, wo dem Geschlecht der Nibelungen-Franken als Siegfried’s Erben der Anspruch auf den Hort zufiel. Dem Vaterlandsstolz des Tondichters eröffnete sich hier die weiteste Perspektive in einem Zeitbild, das legendäre Vergangenheit und eine Zukunft umfassend, die endlos über unsere Gegenwart hinausgreift, in dem Nibelungenmythus die Mission deutscher Fürsten erkennt, die Herrschaft über die deutschen Stämme und an ihrer Spitze die Herrschaft über alle Völker der Erde anzustreben. Zum Beweise dafür dient ihm Karl der Grosse, der, sobald er zur Herrschaft über alle deutschen Völker gelangt war, nichts Wirksameres zu thun wusste, um den Volksglauben an die malte Berechtigung seines Königsgeschlechts zu befestigen, als alle Lieder der Stammsage sorgfältig sammeln und aufschreiben zu lassen.

Während dieses patriotische Empfinden einerseits den Tongewaltigen zum Stoff der Nibelungen greifen liess, verhehlte er sich andrerseits nicht, dass die fränkische Stammsage von Siegfried’s Drachenkampf ursprünglich‘ den individualisierten Licht- oder Sonnengott in seinem Sieg über die chaotische Urnacht vorführt, ähnlich wie in der griechischen Göttersage Apollon den Drachen Python erlegt.

In der Nibelungen-Tetralogie Wagner’s behalten die elementaren Naturgötter das Übergewicht, nirgends drängt sich ein politischer Doppelsinn auf und mit der Pracht, Düsterkeit und Brutalität der in Götter verwandelten Naturgewalten treten die Licht- und Schwarzalben, die Riesen und götterentsprossnen Helden auf.

Das gewaltige Material der altnordischen Götter- und Heldenlieder zu einer einheitlichen Schöpfung zusammengefügt zu haben, ist das Verdienst Richard Wagner’s als Dichter und ihm lag daran, seine Gestalten voll individuellen Lebens in angemessenen Trachten auf die Bühne zu führen. Dazu bedurfte es nicht nur eines reichen künstlerischen Könnens, sondern auch gediegener technologischer Schulung. Beides fand er in dem auf diesem Gebiet als massgebend anerkannten Professor C. E. Doepler und er richtete den in Facsimile -Abschrift beigehefteten Brief an den Künstler.

In voller Würdigung der bedeutungsvollen Aufgabe hat sich Professor Doepler dem Werk hingegeben. Fünfzehn Monate haben die von ihm überwachten Vorbereitungen der Ausführungen nach seinen Zeichnungen in Anspruch genommen. Mehr als fünfhundert Spezialzeichnungen für Waffen, Geräthe, Schmuck nach den in den Museen von Kopenhagen, Kiel, Mainz und Berlin vorhandenen Mustern waren anzufertigen, bis die Nibelungen Tetralogie in den durch Doepler’s Gewandung typisch gewordenen Gestalten die Bühne Bayreuths beschritt und einen ‚Erfolg errang, wie ihn noch kein Land und keine Bühne zu verzeichnen hat.

Die unendlich reiche Wagnerliteratur zu vermehren, kann der Zweck dieser Blätter nur insofern sein, als sie dem, seinen Weltruf begründenden Werk ein künstlerisches Denkmal stiften, welches das lebhafteste Interesse aller seiner Anhänger erwecken muss. So wie die künstlerisch ausgeführte Reproduktion der Doepler’schen Aquarelle sie uns zeigen, geradeso haben die Gestalten des Dichterkomponisten sich die Gunst eines in allen Landen heimischen Publikums erobert und geradeso sollen sie in der Erinnerung der Mit- und Nachwelt weiterleben. Der Farbensymbolik Doepler’s, die in den Figurinen zum Ausdruck gelangt, geschieht im Text selber ausführlicher Erwähnung.

In erster Linie kann man den Absichten Wagner’s gemäss vorliegende, sämmtliche Rollen der Nibelungen Tetralogie umfassende Blätter ein Kostümwerk nennen, das mit seinen stilstrengen Trachten, in denen sich kein Schmuckstück, keine Waffe, kein Ornament wieder holt, den Vorzug charakteristischer, von Künstlergeist erfüllter Gestaltung verbindet.

Ohne das opferfreudige Interesse hoher Wagnerfreunde ware das Werk vielleicht erst viel später, vielleicht nie ausgeführt worden. Wer die vom Tonmeister mit einer neuen Seele begabten nordischen Urgötter und Helden liebt, die sich des Empfindungslebens der deutschen Völker mit einer so überraschenden Gewalt bemächtigt haben, wird die Doepler’schen Figurinen, die diese Mappe füllen, mit der Andacht betrachten, die jedes, eine neue musikalische Epoche bezeichnende und einen selbstständigen Werth beanspruchende Kunstwerk verdient.
Den Wagnerbühnen und ihrem Sängerpersonal bedeutet es ein Geschenk, das ihnen bisher gefehlt hat und das ihnen unentbehrlich erscheinen wird, sobald sie in seinen Besitz gelangen.

Clara Steinitz

Quelle: Der Ring des Nibelungen. Figurinen erfunden und gezeichnet von Prof. Carl Emil Doeppler. Mit Text von Clara Steinitz. Herausgegeben von dem Berliner Kunstruck- und Verlagsanstalt vormals A. & C. Kaufmann.

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